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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 352
(PDF, 128 MB)
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ganz von selbst zu einer Häufung von plastischen und malerischen Bildwerken der
durch besonderen Kult bedachten Heiligen wie der heiligen Geheimnisse, ganz abgesehen
von den gegen Ende des Mittelalters und der Gotik besonders reich mit
plastischen Gruppen oder Einzelfiguren, teilweise auch mit Tafelbildern, ausgestatteten
Aufsätzen der Hauptaltäre. Von solch großen Altarwerken sind uns nur
die in Lautenbach, z. T. auch in Lichtental und Kippenheim, und vor allem der von
Muggensturm geblieben. Noch Ende des 17. Jahrhunderts müssen sie in großer Zahl
in der Markgrafschaft Baden erhalten gewesen sein. Weiß doch ein kirchlicher Visitator
ihre nicht alltägliche Kunst und ihre durch einheitliche Werkstattherkunft erklärliche
Gleichmäßigkeit zu rühmen: Altaria per totam marchiam ab uno prope
sculptore efformata et deaurata artificii non vulgaris6).

Was die Werke der Plastik betrifft, sind es fast durchweg solche des 15.12a) und
beginnenden 16. Jahrhunderts. Die Frühgotik ist bei uns kaum noch irgendwo vertreten
, das 14. Jahrhundert durch eine Reihe von Elfenbeinfigürchen im Kloster
L i c h t e n t a 1, die zu einem nicht mehr vollständigen Zyklus von Darstellungen
der Jugend Christi, weiterhin zu einem Marienaltärchen gehörten und im zierlichen
Körperbau und Körperhaltung auf französische Einflüsse schließen lassen 10). Wesentlich
derber in Auffassung und Ausführung, aber auch noch der Mitte des
14. Jahrhunderts zugehörig, ist eine Steinmadonna des Klosters Schuttern
(jetzt in Karlsruhe), wohl von einem Steinmetzen der Straßburger Hütte verfertigt
. Etwas älter, zwischen 1330—1340 entstanden, ist das Steinepitaph der
Markgräfin Irmgard in Lichtental, das der Rufacher Meister Wölwelin 13a)
schuf. In Lichtental sind weiterhin noch an der Fassadenwand der Fürstenkapelle
außen die zwei aus Allerheiligen übernommenen Steinfiguren, jetzt auf
Hermann L und Irmgard umgetaufte Gestalten in edelster Gotik angebracht und
in der Stadtkirche zu Haslach im Kinzigtal das Grabepitaph der für den Stil
gegen Mitte des H.Jahrhunderts charakteristischen Rittergestalt des Grafen Götz
von Fürstenberg, gedrungen und etwas derb in der Behandlung (vom Jahre 1341),
und daneben die nur heraldisch behandelte Grabplatte seiner fast gleichzeitig mit
ihm gestorbenen Gattin Anna von Montfort, die beim Abbruch der Freiburger
Dominikanerkirche dahin verbracht wurde (1802). Zwischen diesen paar Werken
einer früheren Stilstufe und den ersten Leistungen, mit denen die schon einem neuen
Stil mit sieghaft überlegenem Realismus in der Behandlung des Körpers und des
reinen Menschentums huldigende Spätgotik bei uns auftritt, klafft die Lücke eines
vollen Jahrhunderts. Der Meister, der den neuen Stil bei uns zuerst zeigt und in
einer weitverbreiteten Schule bis ins 16. Jahrhundert hinein in zahlreichen Schöpfungen
weiterbilden läßt, istNikolausGerhartvonLayen 14a), der von

1*) Visitationsbericht vom Jahre 1683, Freib. Diözesan-Archiv XIV, 174.

12a) Über die Plastik der Zeit um 1400 vgl. Irmingard G e i s 1 e r , Oberrheinische Plastik um 1400.
Forschungen zur Geschichte der Kunst am Oberrhein, Bd. VII, Berlin 1957.

10) Marc Rosenberg, Alte kunstgewerbliche Arbeiten auf der bad. Kunst- u. Gewerbe-Ausstellung
in Karlsruhe (Frankf. 1882), Taf.

13a) Wölwelin - Wölflin.

i*a) Über ihn und die Zusammenhänge mit Meistern und Werken seiner Zeit: L. Fische 1, Nicolaus
Gerhaert und die Bildhauer der deutschen Spätgotik. F. Bruckmann, München o. J. (1944).

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