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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 365
(PDF, 128 MB)
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essant in ikonographischer Hinsicht waren die beim Abbruch der alten Kirche von
Ottersweier aufgedeckten und damals abgelösten Wandmalereien: die südliche
Schiffwand enthielt eine Darstellung der Zehn Gebote, der Chorbogen zwei
Engel (etwa 1510); bei einer zeitweiligen Freilegung zu Anfang der achtziger Jahre
des 19. Jahrhunderts sollen noch Bilder der fünf Gebote der Kirche zum Vorschein
gekommen sein. Die Wandfresken im Chor der Bernharduskirche zu Rastatt
gehören mehreren Epochen an; auf der Chorwölbung hat sich infolge früherer Zerstörung
des Verputzes nichts mehr gerettet; dagegen sind an den Chorwänden
mehrere Szenen der Barbaralegende dargestellt, eine für diese Zeit (etwa 1470)
ganz ungewöhnliche Darstellung des Guten Hirten, weiter die Gottesmutter, Papst
Alexander (?), die hl. Agnes, der hl. Bernhard vor dem Gekreuzigten, eine Kreuzigung
(Anfang 16. Jahrhundert), eine Gruppe dreier Heiligen. In Weisenbach
im Murgtal endlich waren an den Wanden des stehengebliebenen Chores der alten
Kirche in schlechtem Erhaltungszustand noch eine Schmerzensmutter und mehrere
Einzeldarstellungen von Heiligen (Ende des 15. Jahrhunderts) zu bemerken. In der
alten Kapelle zu Hausgereut21b) scheinen vorn am Chorbogen noch Spuren
von Einzelgestalten unter der geschwärzten Tünche durch; es läßt sich aber einstweilen
nichts über das Motiv und die Zeit der Bemalung sagen. Uberblickt man
diesen fragmentierten Bestand der einstigen spätmittelalterlichen Kirchenmalereien
und vergleicht man ihn noch mit dem in anderen Landesteilen erhaltenen, so wird
man alsbald bei aller vielseitigen Mannigfaltigkeit der dargestellten Stoffe doch
auch eine strenge Gesetzmäßigkeit in ihrer Auswahl und ihrer Verwendung am

2lb) Die Freüegungsarbehen an den Wandmalereien der alten Kapelle in Hausgereut begannen schon 1939.
Sie wurden durch den Krieg unterbrochen, 1957 von Restaurator P. V. Feuerstein weitergeführt und
zum Abschluß gebracht. Es wurden vier Putzschichten festgestellt, die, wohl als Folge der verschiedenen Bauperioden
, nebeneinander lagen und nicht übereinander. Die älteste Putzschicht, die wahrscheinlich aus der
Erbauungszeit der Kirche stammt, zeigte geringe rote Farbspuren an der Nordwand, die jedoch keine Identifizierung
einer Komposition mehr zuließen. Als einzigen farblichen Schmuck wies die zweite Putzschicht Weihekreuze
im Chor auf in gleicher Ausführung wie die Kreuze im Chor der evangelischen Kirche in Kork, die
offenbar vom gleichen Maler stammen. Die dritte Schicht war dann mit der von Sauer erwähnten Malerei
bedeckt, die jedoch in reicher Entfaltung ursprünglich auf alle Wände der Kirche verteilt war. Sie entstammt
im wesentlichen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Wir zitieren hier auszugsweise den Feuersteinschen
Bericht (bei den Akten des Staatl. Amtes für Denkmalpflege, Freiburg):

Im Chorgewölbe sind die vier Evangelistensymbolc dargestellt, in den Schildbögen Szenen aus dem Leben
des heiligen Nikolaus, darunter unter Baldachinen stehend zwölf Heilige mit Spruchbändern. Das Langhaus
wurde mit einer Reihe von Bildern aus dem Leben Jesu bemalt. Die Reihe beginnt an der Nordostecke auf
der Triumphbogenwand (Langhausseite) mit der „Verkündigung an Maria", der „Heimsuchung" und leitet auf
der Chorseite der gleichen Wand über zur „Geburt Christi", der „Darstellung im Tempel" und der „Beschneidung
". Die „Anbetung der Könige" dürfte damals unterhalb der „Geburt Christi" gemalt gewesen sein,
sie ist jedoch samt dem Putz verlorengegangen. Bei dem Gemälde „Christi Geburt" ist eine interessante Feststellung
zu machen: Offenbar hatte der Maler ursprünglich geplant, dieses Feld mit einem einzigen großen
Bild gemäß den Nikolaus-Darstellungen zu schmücken. Die anbetende Gottesmutter war schon ausgeführt,
als das Bild — vielleicht infolge eines Einspruchs des Auftraggebers — umkomponiert wurde und die gleiche
Wandfläche nun mit der „Geburt" und der „Darstellung" geschmückt wurde. Die Gottesmutter ist nun in der
gleichen Haltung weiter links gemalt und die erste Darstellung zugestrichen bzw. mit dem hl. Josef übermalt.

Auf die Nordwand des Langhauses waren Bilder aus der Passions- und Ostergeschichte gemalt. Dieser
Zyklus ist zum großen Teil dem Fenstercinbruch und dem Emporeneinbau zum Opfer gefallen. Erhalten sind
nur Reste einer „Verurteilung", „Kreuzigung", „Auferstehung" und der „Drei Marien am Grabe".

Als vierte malerische Ausstattung ist der gelb-rote Rankenfries aus der Barockzeit anzusehen. Er verlief
seinerzeit unterhalb der Decke des Langhauses sowie um die Fenster des Chores und ist nun noch über dem
Triumphbogen zu sehen (3. Verputz).

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