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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 370
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0373
Baden-Baden berufene Kommission von Kennern ihr Gutachten dahin abgegeben,
daß für die zwei Lichtentaler Altäre als Meister Baidung auszuscheiden habe, aber
ebenso auch für den Lautenbacher Hochaltar. Die seither gepflogene und auf viel
exakteren Ergebnissen über die Schaffensweise des Straßburger Meisters fußende
Forschung hat sich mit jenen Feststellungen nicht begnügt, und Baidung ist wieder
mit größter Bestimmtheit als Meister des Lautenbacher Altars als eines selbständigen
, von dem neuen Stil noch wenig berührten Jugendwerkes von Curjel genannt
worden, aber auch des Lichtentaler Altars von 1496, an dem er als Lernender in
dem Atelier eines führenden Meisters arbeitete. Der Widerspruch gegen solche Zuweisung
blieb nicht aus; er erfolgte zumeist mit einer glatten Ablehnung der Cur-
jelschen Hypothese. Es ist hier weder die richtige Stelle noch auch genügend Raum,
in diese ganze Streitfrage weiter einzuführen; sie sollte nur angedeutet werden, um
den kunstgeschichtlichen Zusammenhang der drei Altäre wenigstens verständlich
zu machen.

Die zwei Altarflügel in Lichtental vom Jahr 1489 (heute in Karlsruhe) 25a) mit
Darstellungen der Geburt Mariä, Verkündigung, Heimsuchung und Tod Mariä sind
insofern für den Lautenbacher Altar beachtenswert, als sie hier in ikonographischer
Hinsicht ziemlich getreu nachgebildet sind, so daß bei dem Lautenbacher Meister
eine Kenntnis der Lichtentaler Tafeln angenommen werden darf, aber in stilistischer
Hinsicht, in bezug auf die Auffassung und Behandlung der menschlichen Figur, auf
den ihr gegebenen Ausdruck, liegen wesentliche Unterschiede so starken Grades vor,
daß sie auch nicht durch eine Entwicklung einer und derselben Künstlernatur im
Verlauf einer längeren Zeit genügend erklärt werden. Am nächsten kommen die
Lichtentaler Tafeln noch der Kunst Schüchlins, worauf schon mehrfach hingewiesen
wurde. Die zwei andern Tafeln aber vom Jahr 1496, die sehr wahrscheinlich einmal
die Flügel zu dem Mittelstück mit den drei Figuren auf dem Nonnenchor bildeten,
mit Darstellungen von je drei weiblichen Heiligen auf der Vorderseite (Barbara,
Mutter Anna, Agnes-Helena, Apollonia, Kunigunde) und der Ursula- und Magda-
lenenlegende auf der Rückseite sind dadurch mit Baidung in Zusammenhang gekommen
, daß eine Scheibenzeichnung des Straßburger Meisters aus der Zeit um
1510 (in Weimar) ziemlich genau die Darstellung der hl. Helena in Lichtental
wiederholt, so daß auch hier vorausgesetzt werden kann, daß Baidung die Lichtentaler
Flügel gesehen hat. Daraus aber auf eine Mitarbeit an letzteren schließen zu
wollen, geht noch weniger an als die Annahme einer solchen unmittelbaren Beteiligung
des Lautenbacher Meisters an dem Altar von 1489. Die zwei Flügel tragen
unverkennbar schwäbischen Stempel. Der Lautenbacher Altar mit Darstellungen
der Geburt Mariä, Verkündigung, der Geburt Christi, Anbetung der Könige, Darbringung
im Tempel, Beschneidung, des Todes Mariens stellt in seiner künstlerischen
Eigenart ein fast unlösbares Problem oberrheinischer Kunstgeschichte dar. Er fällt
in die Amtszeit des auf dem Bilde der Geburt Mariä knienden Propstes Petrus

Ungedruckte Dissertation der philosoph. Fakultät in Freiburg 1919, und Baldung-Studien I in Galls Jahrbuch
für Kunstwiss. I [1923], 182—195). — Das Gutachten der Baldung-Konferenz in Repert. für Kunstwissenschaft
XXV (1902), 477 ff.

25a) Sie sind inzwischen wieder nach Lichtental zurückgekehrt und in den dortigen Hochaltar eingebaut
worden.

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