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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 386
(PDF, 128 MB)
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grafen Bernhard III. (f 1556) durchgeführt; ebenso an dem Doppelgrabmal des
Markgrafen Philibert und seiner Gemahlin Mechtild (1571—1573).

Eine Weiterentwicklung und längere Auswirkung war diesem Stil aber nicht
beschieden, denn in den Jahrzehnten der Unsicherheit, Verwüstungen und Verödungen
, die der Dreißigjährige Krieg und die folgenden Franzosenkriege in der
zweiten Hälfte des 17. und in der ersten des 18. Jahrhunderts gerade unserem
mittelbadischen Gebiet in so verhängnisvollem Ausmaß brachten, ist er wieder abgestorben
. Diese unselige Kriegsdauer eines vollen Jahrhunderts, vor allem das
systematische Zerstörungswerk der beiden Mordbrenner Duras und Melac im Jahr
1689, hat wie in andern Teilen des Landes so auch in Mittelbaden mit dem künstlerischen
Erbe der Vergangenheit vielfach radikal aufgeräumt. Von Burg- und
Schloßbauten sind damals die Hohengeroldseck vollständig, das alte und das neue
Schloß in Baden (letzteres bis auf die Umfassungsmauer), niedergebrannt worden.
Die Mehrzahl der Kirchen in dem Gebiet hatte kein besseres Schicksal, soweit sie
nicht schon von den Schweden ausgeraubt und verwüstet worden waren. Als vollständig
zerstört oder mindestens ausgebrannt werden in alten Berichten genannt
die Stiftskirche in B a d e n , in der alles brennbare Material bis fast ans Gewölbe
aufgeschüttet wurde, um auch letzteres zum Einsturz zu bringen, Kirche und Kloster
zum Hl. Grab und Kirche und Kollegium der Jesuiten ebenfalls in Baden, die
Kirchen in Ebersweier,Hügelsheim, Gengenbach (Leutkirche2Ba)),
Iffezheim, Leiberstung, Offenburg (Stadt- und Franziskanerkirche
), Ottersdorf, Oberkirch, Oberweier (1666 ecclesia totaliter
deserta, desolata absque fenestris), Steinbach, Stollhofen, Vimbuch,
wo die Kirche nach Niederlegung des Turmes in eine Bastion verwandelt wurde
(1702). Die Ruinen blieben an manchen Orten jähre-, um nicht zu sagen jahrzehntelang
stehen; in Offenburg war wenigstens 1699 der Chor so weit wieder instand
gesetzt, daß darin Gottesdienst stattfinden konnte, während das Langhaus noch
immer kein Dach hatte. Durchweg führte die lange Zeit der Verödung vieler
Landesteile und die große Unsicherheit zu einer bedenklichen Verwahrlosung gerade
der Kirchenbauten, in die uns die für Mittelbaden bereits teilweise veröffentlichten
Visitationsprotokolle einigen Einblick gestatten.

Die Instandsetzungsarbeiten kamen nach der verheerenden Katastrophe von
1689 wieder langsam in Gang. Vielfach wurden sie nur in einfachster Weise, ohne
durchgreifende Neuschöpfungen, ausgeführt, wie am Schloß in Baden, das nach
den Plänen DomenicoEgidioRossis 1701—1702 wiederhergestellt wurde
durch Aufbau des Daches und Neuinstandsetzung der abgebrannten Räume 28).
Dieser Bologneser Meister, der bei allem Festhalten am italienischen Barock auch
die neuen Kompositionsgesetze der Franzosen in Gesamtanlage und Aufbau kannte
und beherrschte, war als Baudirektor von Markgraf Ludwig Wilhelm nach Baden-
Rastatt gerufen worden, um die hier großen und dringlichen Aufgaben durchzuführen
. Mit ihm kamen noch als Baumeister GiovanniMazza und L o r e n z o

29a) In Gengenbach wurde nicht nur die Leutkirche, d. i. die heutige Friedhofkirche, sondern auch die
damalige Klosterkirche, heute Stadtpfarrkirche, zerstört.
28) Vgl. diese Zeitschr. V (1914), 12 ff.

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