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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 398
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späterer Zeit (1730) und eine Kanzel353) 1715: Dinge, mit denen eine uns heute
unverständlich erscheinende Restauration vor kaum drei Dezennien radikal aufgeräumt
hat. 1693 übernahm Beer auch den Neubau des ganzen Klosters, von dem
heute nur noch die Abtei und der Südflügel stehen 4lb). Um die Mitte des 18. Jahrhunderts
wurde dem Klosterbau ein reicheres Portal vorgesetzt und das Treppenhaus
mit einer Dekoration in Stuck und Malerei von wahrhaft fürstlicher Pracht
geschmückt. Fast um die gleiche Zeit erfuhr auch das Kloster Schwarzach
eine ähnliche Wiedergeburt im Sinne eines vollständigen Neubaues (1724—1728).
Hier wurde der schöpferischste und fruchtbarste Kopf der Vorarlberger Gruppe,
Peter T h u m b 33 und 36a) (geb. 1681 in Au im Bregenzer Wald, gest. 1766 in
Konstanz), der Schwiegersohn von Franz Beer, der fast an allen südbadischen
Klosterbauten beteiligt ist, dessen genialste Leistung aber Kloster und Kirche von
St. Peter, Birnau und die Stiftskirche von St. Gallen sind, berufen. Er hat zwischen
1724 und 1729 den ausgedehnten Bau des Schwarzacher Klosters37*), von dem
heute nur noch kümmerliche Reste stehen, erstellt. Die Steinhauerarbeiten führten
J o h. F 1 e i g von Baden und B o u r d i e 1 aus Straßburg aus, die Stukkaturen
Joh. Bapt. Cleric i38a) von Merede sowie RichardNetti. Um die gleiche
Zeit war Thumb auch am teilweise durchgeführten Umbau des aus dem 16./17. Jahrhundert
noch stammenden Klosters Schuttern *■•) tätig, und der Turm der
Kirche, der 1722 erbaut wurde, scheint sein Werk zu sein, wenigstens hat er nach
alten Ansichten ganz den Aufbau der Vorarlberger Schule. Er muß aber in seiner
Portalpartie 1772 (laut Inschrift) einen Umbau erfahren haben, wie auch die Kirche
im Äußern mehr französischen Charakter in der bewegten Linie aufweist. Das
Innere der Kirche hatte Emporen und reichen Stukkatur- und Bilderschmuck, was
wieder auf die Bregenzer Schule schließen ließe. Diese ganze Innenausstattung aber
wurde 1838, um die Instandhaltung zu erleichtern, im Auftrag des Finanzministeriums
heruntergeschlagen; der Himmel hat dann 1853 diese Kulturschande zugedeckt
, indem ein durch Blitzschlag entfachtes Feuer die Kirche bis auf die Um-

35a) Die Kanzel ist ein Werk von Philipp Winterhalter, dem auch die Altäre der St.-Martins-Kirche zu
Gengenbach zuzuschreiben sind. Fassung und Vergoldung des Hochaltars stammen von 1722 und sind das Werk
des Johann Binz in Rastatt, die Figuren vermutlich von Ph. Wintcrhalter. Der Stuck kam erst 1766 durch
Peter Batallie aus Mailand in den Kirchenraum. Vgl. Sutter-Wohleb, a. a. O., S. 21.

*ib) Hier sei als besonders bemerkenswert auf die Fassadenmalerei der Innenhofwände hingewiesen in
Form einer gemalten barocken Scheinarchitektur um die Fenstergewände, die als weithin einmalig zu bezeichnen
ist, und an Vorbilder in Ellwangen und Dillingen a. D. erinnert, dort allerdings an fast 100 Jahre älteren
Bauten der Jesuiten. Diese lineare Scheinarchitektur, die aus der Zeit kurz nach dem Beerschen Wiederaufbau
stammt, ist um 1900 durch einen groben ßesenwurfverputz zugedeckt und 1935 wieder freigelegt und gesichert
worden. Vgl.: JosephSchlippeim „Nachrichtenblatt", 4. Jahrgang 1953, Nr. 11/12, S. 6, und 6. Jahrgang
1955/56, Nr. 10/12, S. 60, mit Abbildungen. — Derselbe in „Das Stadtbild von Gengenbach", a. a. O.,
S. 281 ff.

33) Vgl. Werneburg, Peter Thumb und seine Familie, Straßburg 1917. — Schneyer, Das Kloster
St. Peter auf dem Schwarzwald, Dissertation der Freib. philos. Fakultät 1923 (ungedruckt).

38a) Vgl. H. Ginter in Thieme-Becker, Künstlerlexikon, Bd. 33, Sp. 868 f., und die Zusammenstellung
bei J. L. W o h 1 e b in „Schauinsland" 1956, S. 141 ff.

37a) Der Vertrag dazu in dieser Zeitschrift 1952, 51.

38a) Im Jahre 1727 („Ottenau" 1952, S. 57). Clerici hat auch in St. Peter, St. Blasien, Sölden, Altdorf i. E.
gearbeitet.

39a) Vgl. Hirsch, „Das löbliche Gotteshaus Schuttern" in Zeitschr. f. Gesch. d. Architektur VII, 1914.

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