Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 428
(PDF, 128 MB)
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bestehender interessierter oder zu interessierender Verbände und bei nahestehenden
kulturellen Einrichtungen. Viele von ihnen werden dankbar sein für eine solche
Auflockerung ihres Arbeitsprogramms. Es gibt natürlich hierfür keine allgemeine
Rezeptur; die sachlichen, technischen, persönlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten
sind von Gemeinde zu Gemeinde, von Kreis zu Kreis, zwischen Dorf und
Stadt verschieden. Und gewiß setzen solche Bemühungen allemal den erkennenden
Geist und die willige Hingabe einer kundigen Persönlichkeit voraus. Aber sie
fordern auch die materielle Verpflichtung der Gemeinschaft, der Stadt, des Kreises,
des Landes, um aus einer guten Idee eine wirkende Wirklichkeit zu gestalten. Es
geht heutzutage nun einmal nicht ohne Organisation, und schon gar nicht ohne
organisierte Publizität. Ohne jegliches Schema, selbstverständlich. Aber nur auf
diesem Weg kann das liebe, brave, bescheidene Aschenbrödel Heimatmuseum —
und schließlich alles, was mit Heimatpflege zusammenhängt — aus seinem verwinkelten
Dasein herauskommen und kulturell befruchtend eingehen in die
strömende Lebendigkeit der modernen Gesellschaft.

I

Die Mundarten der Ortenau

Von Emst Ochs

1, Die Sprache Mittelbadens wird häufiger verachtet als gepriesen. Es gibt zahlreiche
Ortenauer, die einem Lörracher, Berner, Konstanzer oder Wiener mit Vergnügen
lauschen, aber das eigene Hecke(n)-d(e)ütscb — so wird der einheimische
Dialekt z. B. in Glashütte bei Bühl bezeichnet — als häßlich empfinden. Unter den
Gebildeten sind nicht wenige geneigt, die harten und teilweise falschen Äußerungen,
die J. B. Trenkle (Die alemannische Dichtung seit J. P. Hebel, S. 40) über die Volkssprache
des nördlichen Breisgaus hat drucken lassen, auszudehnen mindestens auf
die südliche Ortenau und auf die Gegend von Lauf. Ich behaupte nicht, daß das
Ortenauer Deutsch sich für Hebels Idyllen schicke. Wohl aber ist es das passende
Gewand für zwei Arten Erzählungsgut des Volkes. In der südlichen Ortenau gedeiht
der Schwank, lebt der Geist des alten Reinhard Fuchs (siehe mein Büchlein
„Streng geheim", Freiburg 1955); einem großen Mundartdichter dieser Gegend
müßte ein neuer Eulenspiegel besonderen Schlages glücken. Die Mundart der nördlichen
Ortenau ist rein gefühlsmäßiger, sangbarer Äußerungen fähig, aber ihr Bestes
leistet sie im Dienst der Volkssage; traurig tönt es aus ihr wie aus rotem Gemäuer
im frühlingsgrünen Wald; mit Wunderaugen schaut sie dich an, wie die
schönen braunen Mädchen zwischen Renchen und Steinbach.

2. All diese Mundarten sind alemannisch, jedoch ist dieses Alemannisch sehr gemäßigt
, mehr ein Grenzposten und Überläufer als ein starker Vorposten. Ein Sinn-

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