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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 432
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0435
der Pate heißt im Südosten Götti, im Nordwesten Pfetter(icb), siehe Badisches
Wörterbuch i, 198 f.;

südöstlich-dörflich er göt, nordwestlich und städtisch er geht;

bei Wörtern wie hauen gilt im Südosten weithin - au -, in nordwestlicheren Orten
wie Urloffen, Rippoldsau, Schuttern, Kippenheim, Rust aber Erhöhung zu
- äu - oder - oi -.

Die Unterschiede innerhalb der Ortenau sind damit nur angedeutet, nicht ausgemalt
. Welche Buntheit würde sich ergeben, wenn jemand z. B. die Mundart von
Freistett mit der von Unterentersbach Zug um Zug vergleichen wollte!

Als ich diese Abhandlung — fast gleichlautend — 1929 in der „Ortenau" veröffentlicht
hatte, erlebte ich die Freude, daß Dr. Oskar Kilian aus Gengenbach sie
meistermäßig ausbaute; seine noch käufliche Arbeit „Die Mundarten zwischen
Schutter und Rench" (Lahr 1935) ist für die Forschung unentbehrlich.

Schon vorher hatte sich von Norden Dr. Friedrich Schlager eingeschaltet: „Die
Mundarten im fränkisch-alemannischen Grenzgürtel Badens", Bühl 1931; wertvoll
und zuweilen von meinen Formelungen abweichend.

Über den Landstrich von Hügelsheim bis Durmersheim wird man immer streiten
können. Es kommt auf die Grundanschauung des Forschers an, sogar auf seinen
Wohnsitz. Wenn ein Gelehrter von Karlsruhe nach Süden erkundet, fängt für ihn
das Alemannische schon in Durmersheim an, aber nicht die Ortenau! Wenn sein
Gegner von Offenburg nach Norden vorstößt, so ist das Alemannische schon in
Hügelsheim erledigt, aber nicht die Ortenau! Das führt auf höherer Ebene zu seltsamen
Aussprüchen. Der schwäbische Sprachforscher Karl Bohnenberger hat schließlich
das ganze Gebiet — entgegen den geschichtlichen Tatsachen — für Alemannien
annektiert. Der schwäbische Sprachphilosoph Carl Haag sagte, hier sei einfach ein
spätmittelalterliches Fränkisch fortgesetzt. Die Ansicht von Haag ist vorsichtiger,
zweckmäßiger und wissenschaftlicher; aber beide Ansichten sind grundsätzlich unrichtig
. Man sollte in diesem Gebiet die stammeskundlichen Gegensätze nicht aufpeitschen
; sie sind überwölbt durch geschlossenen altbadischen Besitz. Dieser lehnte
alles ab, was von Osten kam, aber nicht alles, was von Norden kam. So entstand
das Land ohne Diphthonge: neuhochdeutsch „Bauch" und „Buch" konnten zusammenfallen
(buch), ebenso „Leib" und „lieb" (lib). Das Knäuel dieser Fragen
ist besonders reizvoll, geht aber diese Zeitschrift nur randweise an, weil durch eine
Sprachform, die ich altbadenbadisch nenne, ortenauische und nichtortenauische
Dörfer untrennbar verkettet wurden.

Ich schließe wieder mit einer Aufgabe, aber anders als früher. Es ist höchste Zeit,
etwas für die Naht zwischen Ortenau und Breisgau zu tun, d. h. das Land zwischen
Mietersheim und Köndringen lautgeographisch darzustellen, vor allem Schmieheim
und Wallburg nicht zu vergessen. Ich habe den Auftrag schon dreimal vergeben,
aber alle Bewerber haben versagt. Eine wortgeographische Arbeit über diesen Raum
gibt es, jedoch hat ihr Verfasser bis Hochsommer 1959 keine Zeile veröffentlicht,
keinen Zettel abgeliefert.

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