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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 438
(PDF, 128 MB)
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bildern im Schelmenroman, im volkstümlichen Schriftgut, in den Sammlungen
weltweiter Wanderstoffe nachgeformt hat. Wir wollen an seinen Gestaltungen
miterleben, wie sie durch schicksalhafte oder selbstverschuldete Verstrickungen
gehen müssen, um geläutert zu werden.

Und endlich geht es uns darum, von ihm durchstreifte Länder und erdachte
Welten mit seinen Augen zu sehen. Hier beginnt dann das Außermenschliche, das
in seiner Glaubensinnigkeit, die sich auch zum Hintersinnigen und Mystischen
steigern kann, erspürt werden muß.

Das alles zwingt, von Auswahlausgaben abzusehen und die Originalausgaben,
die in guten Neudrucken vorliegen, zur Hand zu nehmen. Die Folge der Schriften
Grimmelshausens liegt nach langen Bemühungen fest: Satyrischer Pilgram (1666),
Keuscher Joseph (1666), Simplicissimus (1669) (mit der Continuatio des gleichen
Jahres), Wundergeschichten-Calender (1669, 1670, 1671), Dietwalt und Amelinde
(1670), Landstörtzerin Courasche (1670), Der seltsame Springinsfeld (1670), Ewigwährender
Calender (1671), Rathstübel Plutonis (1672), Proximus und Lympida
(1672), Stoltzer Melcher (1672), Bart-Krieg (1673), Teutscher Michel (1673), Das
wunderbarliche Vogelnest (1672—1675).

Der Entwicklungsgang Grimmelshausens in Kriegs-, kurzen vermeintlichen Ruhe-
und dann in Friedenszeiten, die Abklärung seiner Persönlichkeit, der innere und
äußere Anlaß seiner Schriftstellerei und deren letzte Ziele, der Aufbau geglückter
Zeitschilderung sind als gesicherter Ertrag vieler Untersuchungen einer großen
Reihe deutscher und ausländischer Forscher vor uns aufbereitet.

Die Grimmelshausen-Forschung der letzten 50 Jahre verdankt — bedeutende
Arbeiten bis 1930 bei öftering (s. u.), die besten Namen bei Schölte, Simplicissimus
1950 (im Vorwort und in den Nachworten) — entscheidende Erkenntnisse der
Lebensarbeit J. H. S c h o 11 e s , in dem abschließenden und zusammenfassenden
Werk „Der Simplicissimus und sein Dichter" (1950) und in seinen Ausgaben wichtigster
Schriften Grimmelshausens: Courasche (1923), Springinsfeld (1928), Vogelnest
(1931), Simplicissimus Teutsch (1938), Continuatio (1939), denen sich die
sogenannten Simpliciana (1943) anschließen. Den Bemühungen Scholtes um den
Dichter und um die endgültigen Ausgaben seiner Schriften steht ebenbürtig in gedanklicher
Verdichtung und sprachlicher Ausgeglichenheit, weithin gefördert
durch eigene Forschungen und Arbeiten seiner Schüler, würdig zur Seite die Darstellung
Grimmelshausens durch J. Petersen (im Sammelwerk: Die Großen
Deutschen I 1956). — Im Ablauf der Wissenschaft liegt es, nun in Einzelfragen
weiterzukommen.

Darstellung und Schrifttum (bis 1929, 1930) „Ortenau" 16 (1929)
301 ff. — ö f t e r i n g , a. a. O. I 54 ff.

Es ist Pflicht dankbarer Erinnerung an Ernst Batzer, seine Verdienste um die
Grimmelshausen-Ausstellung in Offenburg 1925 zu nennen und auf die Beiträge
zu verweisen, die A. Bechthold, H. H. Borcherdt, J.. H. Schölte und er selber in dem
schmalen „Festbuch" veröffentlichten, sowie auf den „Anhang" zur „Ortenau" 12
(1925) aufmerksam zu machen, in dem J. H. Scholtes Beitrag, öfterings Festrede
(1924) und eine gekürzte Wiedergabe des Simplicissimus abgedruckt sind.

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