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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 478
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0481
damalige Burgverhältnisse seltene Anlage. Sie ist nachgewiesen durch eine Notiz
in einer Urkunde vom Jahre 1405, in welcher ausdrücklich gesagt wird: „item ein
garten zu Schauenburg gelegen, einseit neben herrn cunrad seel. söhn vom Schauenburg
, anderseit an das bächlein, das aus dem burggraben fließet" (abgedruckt bei
Bodo Ebhardt, „Deutsche Burgen", 1898, I, S. 181).

An frühen und frühmittelalterlichen Funden wurden auf der Schauenburg,
welche auf den Fundamenten eines römischen Wachtturmes errichtet sein soll, u. a.
ausgehoben: römische Steingriffel, Steinbeile, Münzen, Bronzeringe, Zierscheiben,
gotische Kacheln, kleine Bronzeaffen, Leuchterfüße u. a. mehr. An spätmittelalterlichen
Funden haben Ausgrabungen auf der Burg u. a. ergeben: Ofenkacheln,
Pfeile, Stein- und Eisenkugeln, Steinskulpturen.

Seit Gründung der Schauenburg, die ursprünglich in der Hand der Zähringer,
später in der Hand der Grafen v. Calw, der Grafen v. Eberstein und des Herzogs
Weif VI und seiner Gemahlin Uta v. Schauenburg war, saßen die Herren von
Schauenburg zunächst als Burgmannengeschlecht auf der Burg. Ursprünglich auf
die damaligen Lehensrechte gegründet, war die Schauenburg von Anfang an Sitz
der Herren v. Schauenburg. Später lebten sie mit mehreren Linien auf der Burg
und nahmen — zur besseren Verteidigung — bald noch weitere Miterbenfamilien
(Ganerben) bei sich auf der Burg auf, bis schließlich in der Blütezeit des Mittelalters
etwa sieben Familien die Burg bewohnten (Ganerbenburg). Ein sog. Burgfrieden
(Burgvertrag) regelte die gemeinsamen Lebensverhältnisse.

Im Laufe der Zeit war die Schauenburg in zahlreichen Fehden, u. a. mit den
mächtigen Bischöfen Berthold von Straßburg und Walram von Speyer, mit dem
Markgrafen von Baden, mit den Grafen v. Eberstein und mit dem Kurfürst
Friedrich von der Pfalz verstrickt. In jenen Stürmen der Zeit mußte die Burg viele
Belagerungen aushalten. So wurde sie z. B. im Jahre 1133 durch Herzog Konrad
v. Zähringen belagert, welcher jedoch durch Kaiser Lothar zum Abzug gezwungen
wurde. Die bekannteste Belagerung ist die Belagerung im Jahre 1432. Nach dreißigtägiger
Beschießung mußten ihre damaligen Feinde, der Graf von Württemberg
und die Bürger von Straßburg, unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die gegen
die Burg abgeschossenen Kugeln konnten den dicken Steinmauern nichts anhaben.
Niemals konnte die Veste mit Gewalt erobert werden. Nur durch List konnte sie
zweimal in den Jahren 1453 und 1454 eingenommen werden, und zwar einmal
durch Verrat einer Küchenmagd, welche den Feinden Zeichen gab, daß die Wachmannschaft
gerade bei der Mahlzeit war („durch verrätherei einer kuchenmagd, die
Wortzeichen gab, daß man in der portstuben zu abend zehret", wie eine alte
Urkunde ausweist), und das zweite Mal durch heimliches Verbringen eines Knechts
der feindlichen Partei in das Innere der Burg, welcher vom obersten Turm aus den
Verteidigern des unteren Tores der Burg in den Rücken schoß.

Auch sonst steht die Schauenburg in lebendiger Beziehung zu wesentlichen historischen
Ereignissen jener Zeit. So wurde z. B. von der Schauenburg aus im
Jahre 1192 durch die Gemahlin Welfs VI. Uta v. Schauenburg das bekannte
Kloster Allerheiligen im Schwarzwald gegründet. Im Burgverließ der Schauenburg
war im Jahre 1470 Karls des Kühnen berüchtigter burgundischer Landvogt in den

XIV


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