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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 19
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Heinrich Hug schrieb in seiner Villinger Chronik:

„Item uff den hellgen grünen donstag zwischen achten und nunen im tag, alls
man fon der kilchen was komen und man ob dem morgenmalle war, do ging ain
für uff im des schulthaßen huss zu Schiltach oben im huss, von demselben für
ferbran Schiltach das ganz stettle gar uß, neher dan in ainer stund uff den boden
hinweg, das nitt so fill holtz belaib, das man hette aim kind ain muß machen(kinen).
Do ging die red uß, der tuffel hette Schiltach ferbrant. Da ward ain frow gefangen
zu Oberdorf, die ferjach, wie sy und der tuffel gehandlett hettend. Die
ferbrant ma, und ging an truck davon uß in alle land, wie es hergangen war uff
grundonstag 33." 3)

Hexenglauben, Hexenwahn! Selbst ein so klarer und kluger Kopf wie Erasmus
von Rotterdam stand in seinem Bann. Auch er war tief beeindruckt von dem
Teufelswerk, dem gleich eine ganze Stadt zum Opfer gefallen war. Noch bezweifelt
er, ob alles wirklich auf Wahrheit beruhen möge. Aber für die Hexenbrenner
war diese Mähre eine gefundene Sache. Kein Wunder, daß ihre Kunde in
alle Länder drang. Erasmus schrieb am 25. Juli 1533 an den Schatzmeister des
Königs von Portugal Damian van Goes von Freiburg aus einen Brief über den
Schiltacher Stadtbrand. Van Goes hatte auf seiner Reise von dem Ereignis gehört
und wollte Näheres wissen. Er erhielt als Bericht:

„Die Stadt, von welcher Dir erzählt worden, heißt auf deutsch Schiltach, sie liegt von
Freiburg acht gute deutsche Meilen entfernt. Ob alles, was gemeinhin darüber im Umlauf
ist, der Wahrheit entspricht, wage ich nicht sicher zu behaupten, das ist gewißlich wahr,
daß die ganze Stadt plötzlich zusammengebrannt ist, und daß ein Weib auf sein Geständnis
hin hingerichtet worden ist. Der Brand ereignete sich am 10. April 1533 nach
Christi Geburt am Donnerstag vor Ostern. Einige Bürger des Städtchens haben bei dem
Magistrat unserer Stadt (Freiburg) aus guter Quelle den Hergang erzählt, wie mir ihn
Heinrich Glareanus (war ein Freund von Erasmus) wiedergegeben hat, wie ich es in Erinnerung
habe: Ein Dämon (Teufel) gab durch Pfeifen ein Zeichen von einem bestimmten
Teil des Gebäudes aus; der Wirt vermutete, es sei ein Dieb, stieg hinauf, fand niemanden.
Jedoch wurde das Zeichen wiederholt aus einer Kammer, die höher gelegen ist. Und
dorthin stieg der Wirt hinan. Auch dort fand sich nichts, dagegen wurde das Pfeifen jetzt
von der Spitze des Kamins gehört. Jetzt kam dem Wirt der Gedanke, es sei irgendein
Dämon, er mahnte die Seinen, sich vorzusehen. Es wurden zwei Priester herbeigeholt und
der Exorzismus (Beschwörung) angewandt. Er antwortete, er sei ein Dämon (Teufel).
Auf die Frage, was er hier treibe, sagte er, er wolle die Stadt verbrennen. Als die Geistlichen
ihm drohten, antwortete er ihnen, er mache sich aus ihren Drohungen nichts, denn
der eine von ihnen sei ein Hurer, jeder von beiden ein Dieb (Schurke). Einige Zeit später
hob er ein Weibsbild (Dirne), mit welcher er seit vierzehn Jahren eine Liebschaft hatte,
während sie unterdessen jährlich gebeichtet und die Kommunion empfangen hatte, in die
Luft und setzte sie auf die Spitze des Kamins. Er gab ihr einen Topf und befahl, daß sie
ihn ausleere. Sie leerte ihn aus, und innerhalb einer Stunde war die ganze Stadt verbrannt
. Ob der Dämon verärgert war, weil der Sohn des Wirtes als Nebenbuhler auftauchte
, ob er deswegen die Stadt vernichtete und das Weib ins Verderben brachte, habe
ich nicht vernommen: es ist aber nicht unwahrscheinlich. Das Gerede über dieses Ereignis
hält sich in unserer Nachbarschaft so fest, daß man es nicht als Erfindung abtun kann.

3) Heinrich Hugs Villingcr Chronik von 1495—1533, herausgegeben von Dr. Christian Roder, Tübingen
1883, Seite 206.

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