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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 36
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Bühne im Hause ihres Tochtermannes Reich ausgebrochen war. Sofort fiel der Verdacht
auf deren 19jährige Dienstmagd Anna Wöhrle, die Tochter des Sägers
Christian Wöhrle. Im ganzen Städtle wurde sie als die Brandstifterin gescholten.
Das Eheweib des Schuhmachers Georg Arnold, dessen Haus auch ein Raub der
Flammen wurde, hat die Magd auf offener Straße mit einem Holzscheit dermaßen
verprügelt, daß diese Schaden davontrug. Man sagte ihr nach, sie habe bei offenem
Licht von dem Speicher Stroh durch den Schlauch in den Futtergang hinabgeworfen,
wovon das Feuer ausgegangen sei. Die Magd bestritt diese Nachrede; man konnte
ihr nichts nachweisen.

In der Nacht vom 7. auf 8. Januar waren im Rößle vier fremde Personen übernachtet
. Drei davon hatten schon in aller Frühe das Gasthaus verlassen. Auf den
Speicher war keiner von ihnen gekommen. Der Schweinehändler Rieber von Ebingen
war unten im Stall tätig, er hat den Speicher nie betreten. Die beiden Feuerschauer
von Schiltach hatten vor lVi Monaten im Rößle die Feuerschau vorgenommen und
hatten alles in Ordnung gefunden, von einem Kaminbrand konnte keine Rede sein.
So verliefen die Nachforschungen nach der Brandursache ergebnislos.

Der Brandschaden war beträchtlich. Die Bevölkerung war aber nicht so verzweifelt
wie beim Stadtbrand 1590. Damals kehrte wirklich große Not in das
Städtchen ein. Diesmal war nur ein Teil der Altstadt zerstört. Die Verhältnisse
waren in der Zwischenzeit auch ganz andere geworden. Schiltach besaß eine gut
organisierte Feuerwehr, auch gab es eine staatliche Feuerversicherung, in welche
jedes Haus aufgenommen und versichert war. Auf die Spenden einer ausgeschriebenen
Brandsteuer war man nicht mehr angewiesen. Am 24. März 1791 richtete der
Stadtschultheiß Dorner über das Oberamt Hornberg an die Regierung einen umfangreichen
Bericht über die Brandkatastrophe. Ihm fügte er eine Aufstellung der
Versicherungswerte jedes Hauses bei und ebenso der entstandenen Schäden an den
noch geretteten Bauten. Danach entstand ein Gesamtschaden von 14 496 fl. 40 kr.
Zu diesen durch Schätzung erreichten Summen wurden von Seiten der Stadtverwaltung
und der Geschädigten immer wieder betont, daß der wirkliche Gebäudewert
mindestens das Doppelte der vor langen Jahren festgelegten Versicherungssummen
betragen hätte. Nicht versichert waren die Hausgeräte und Wohnungseinrichtungen,
die Futtervorräte und dergleichen.

Der Wiederaufbau formte das Gesicht der Altstadt, so wie wir es heute noch vor
uns haben. Es zeigt das jeden Heimatfreund begeisternde Bild einer Kleinstadt.
Was den Marktplatz so ansprechend macht, ist seine bauliche Geschlossenheit auf
engem Raum, der eigentlich mit wenigen Blicken umfaßt werden kann. Dieser
glückliche bauliche Wurf gelang und verdankt die Stadt dem Landesober-
bauinspektorGroß von Stuttgart.

Nachdem der Brandschutt beseitigt und die alten Grundmauern freigelegt waren,
erhielt am 3. März 1791 Groß den Auftrag, nach Schiltach zu reisen, „um den
Brandplatz zu beaugenscheinigen und den nötigen Plan zu dessen Wiederüber-
bauung zu entwerfen". Er kam am 21. März in Schiltach an. Zunächst fertigte er
von der Altstadt einen Grundrißplan an, so wie die Stadt vor dem Brande war.
Danach gestaltete er seinen Entwurf. Die Schiltacher Bürger hätten am liebsten

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