Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 42
(PDF, 77 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0044
immer wieder große Summen Kapital aufnehmen, um den Fortgang der Arbeiten
sicherzustellen. Endlich konnten im Frühjahr 1843 die Arbeiten abgeschlossen
werden. Bauführer Heinrich Leonhard, Stadtpfarrer Friedrich
Wilhelm Wagner und Bürgermeister Karl Dorner hatten sehr
darauf gedrängt, daß das Bauwerk seiner Vollendung entgegenging. Man hatte als
Tag der Einweihung nämlich den 25. April 1843 vorgesehen, den Tag,
an welchem vor 10 Jahren die alte gotische Pfarrkirche in Schutt und Asche sank.

Es wurde ein großes Fest, ein Fest, wie es Schiltach nicht zuvor und wohl auch
nachher nicht mehr erlebte. Nicht nur die Kirchspielgemeinden, auch die Bevölkerung
der Nachbarschaft nahm daran Anteil und freute sich, daß Schiltach wieder
eine Pfarrkirche hatte. Auf dem Marktplatz formte sich der große F e s t z u g , von
wo er durch das Vorstädtle zur neuen Kirche zog. In den Straßen hatten die
Bürgerwehren von Wolfach, Schenkenzell und Kaltbrunn
in ihren schmucken Uniformen Aufstellung genommen. Durch die Gasse ihrer
präsentierten Gewehre bewegte sich der Festzug. Er wurde eröffnet von der gesamten
Schuljugend der Gemeinden Schiltach und Lehengericht, dann folgte
der Sängerchor Schramberg und der Gesangverein Schiltach.
Zehn weißgekleidete Mädchen trugen auf Kissen die Kirchenschlüssel. Ihnen folgte
der Bauführer Heinrich Leonhard und der Bürgermeister
Karl Dorner, Papierfabrikant in Lehengericht. Dahinter schritten einige
Pfarrherren. Sie trugen die kirchlichen Gefäße, darunter einen silbernen Kelch
und eine silberne Abendmahlsplatte, die der Badische Bergwerksverein gestiftet
hatte und deren Metall aus den einheimischen Gruben, vor allem aus der Grube
St. Anton im nahen Heubach, stammte. Der Kirchengemeinderat reihte
sich an. Hinter ihm ging Dekan Kaufmann von Hornberg, welcher die Einweihung
der Kirche vornahm. Schon tags zuvor waren in Schiltach zahlreiche
Geistliche, sowohl evangelische als auch katholische, eingetroffen, die an den
Feierlichkeiten teilnehmen wollten, ebenso viele Vertreterd erRegierung;
sie bildeten mit den Gemeinderäten und den Bürgerausschüssen
der Kirchspielgemeinden den Kern des Festzuges. Eine große Abordnung von
Bergleuten hatte der Badische Bergwerksverein gesandt, die in ihren Trachten
dem Zug eine besondere Note gaben. Die vier Handwerkszünfte hatten
unter ihren Zunftfahnen alle ihre Mitglieder vereinigt. Den Abschluß bildete dann
die übrige Bevölkerung aus dem Kirchspiel und den Nachbarschaften. Die
Kirche vermochte die Menschenmassen nicht alle zu fassen. Kopf drängte sich an
Kopf. Es wurde ein Freudenfest gefeiert, das noch lange in allen Herzen nachklang
und die bang erlebten Stunden vor genau 10 Jahren vergessen machte 9).

Seither wurde die Stadt von keinen größeren Bränden mehr in ihren Wohngebieten
heimgesucht. Es waren fast auf den Tag genau 300 Jahre seit dem Hexenbrand
von 1533 bis zum Kirchenbrand von 1833 vergangen. In dieser Zeitspanne
hat das Feuer unsere Stadt mehrmals schwer heimgesucht, aber immer wieder erhob
sie sich zu neuem Leben.

0 Hermann Fautz, Raugeschichte der Schilucher Pfarrkirche, Evang. Gemeindeblatt für Schiltach-Lehen-
gericht 1936.

42


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0044