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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 48
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anderen windeckisch; als Grenze galt der Schwarzenbach. Kein Wunder, daß es
Streitigkeiten gab; bezeugt sind sie aus dem Jahr 1624.

In diesem Zusammenhang darf man auch jene interessanten Pläne sehen, die der
Markgraf (Erbprinz) Ferdinand Maximilian von Baden-Baden, der Vater des
Türkenlouis, mit Herrenwies hegte und die er in den Jahren 1656 und 1657 seinem
Vater, dem regierenden Markgrafen Wilhelm, dem Kammerrichter, vorlegte. Nach
ihnen sollte in Herrenwies eine große staatliche Viehwirtschaft eingerichtet werden
mit 250 Stück Vieh, welche dann die Hofhaltung und auch die Stadt Baden mit
genügend Fleisch versorgen würde, die ohnehin in der Saison viel Fleisch importieren
mußte. (Vgl. E. Gothein: „Zwei Episoden bad. Fürstengeschichte" ZGO. 1912 und
Haebler „Eine frühe Kunde von Herrenwies" ZMUK. Nr. 142 Dez. 1959.) Es
wurde freilich nichts aus diesen und anderen, ähnlichen schönen wirtschaftlichen
Plänen des Erbprinzen — der Vater war dagegen.

Bald nachher, im Jahre 1691, lesen wir von einer ersten Ansiedlung in Herrenwies
. Der Mann, der sich da oben ein Haus baute, war der Jäger des Freiherrn von
Plittersdorf, der auf Windeck saß, Michael Kist aus Neusatz. Er baute ein Wirtshaus
mit Stallung und Scheuer, rodete sieben Morgen Wald, hielt ein Dutzend Stück
Vieh und zahlte seinem Herrn 15 Gulden Pacht. Aber sein einsames Wälderglück
dauerte nicht lange. Der Krieg am Oberrhein schlägt bis auf die Höhen hinauf;
Marodeure plündern, sengen und brennen. Eines Tages kommen zwanzig Bauern
mit zweihundert Stück Vieh aus Beuern und Bühlertal; es gibt Streit — jeder hält
sich allein für weideberechtigt auf der Herrenwies. Und wie Bauern manchmal sein
können: sie zerstören die Bewässerungseinrichtungen und werfen die Gräben zu.
Immerhin können wir daraus entnehmen, daß um 1700 die Herrenwies weidetechnisch
gar nicht so übel eingerichtet war. Nun aber wird es wieder still auf
Herrenwies, bis das Jahr 1732 kommt und mit ihm die große Zeit auf der Herren
Wiesen.

Anno 1722 hatte die Witwe des Türkenlouis, die Markgräfin Augusta Sibylla,
die Plittersdorf-Windecker Waldungen erworben. Sie war eine reiche Frau; sie war
eine fromme Frau; sie war aber auch eine kluge Frau. Sie verstand sogar etwas von
der Wirtschaft, nicht nur von Kunst und Musik. Und sie lebte in eben jener Zeit,
da das Holz ein bedeutender Exportartikel geworden war: der holländische Handel
lockte. Holländerholz: das versprach große Einkünfte, denn die Preise stiegen und
stiegen. Außerdem war Rastatt aus einem Dorf durch seine Erhebung zur Residenz
Stadt geworden; die Einwohnerzahl war in wenigen Jahren auf das Siebenfache
gestiegen. Und das bedeutete neben vielem anderen einen gewaltig gesteigerten
Konsum an Brennholz. Außerdem, wenn man es richtig anpackte, so konnte aus den
Harzern und Pottaschesiedern weit mehr herausgeholt werden als bisher. Aber es
gab noch ein anderes, das noch mehr einbringen könnte — man wußte es von Mittelberg
, drüben bei Moosbronn, auf der anderen Seite des Murgtals: Glas! Eine Glashütte
bauen, oben in den fast urwalddichten Forsten um das Massiv der Badener
Höhe — Holz gab es dort in Hülle und Fülle.

Schon seit 1698 betrieben in Mittelberg die Brüder Schmidt, die aus dem Sankt
Blasiwaldischen gekommen waren, eine Glashütte; 100 Gulden Pacht zahlen sie. Vor

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