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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 49
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einiger Zeit hatte die Markgräfin einen neuen Vertrag mit ihnen abgeschlossen, und
weitere Meister hatten sich ansiedeln dürfen. So kam es der Markgräfin sehr gelegen,
daß die Glashändler Georg Greiner von Hörden und Christian Repp von Bühl
Interesse hatten, auf Herrenwies eine Glashütte zu erbauen. Sie waren gut bekannt
mit dem Kammerrevisor Kugler, der früher bei dem Herrn von Plittersdorf, dem
Besitzer der Windeckischen Wälder, angestellt gewesen war. Auch er überlegte, daß
man bisher aus den Herrenwieser Waldungen nur lächerliche 12 Gulden Zins geholt
hatte. Und so einigte man sich nach langen Verhandlungen mit den Bewerbern auf
180 Gulden Pacht. Aber das war der Markgräfin nicht genug.

Inzwischen war für die Mitteiberger Glashütte der Vertrag abgelaufen, es war
um 1730. Man trat in neue Verhandlungen ein, die Brüder Schmidt erklärten sich
bereit, einen jährlichen Zins von 200 Gulden zu zahlen. Und nun tritt der Hofglaser
und Rastatter Ankerwirt Franz Anton Dürr in die Geschichte ein. Er macht
dem Baden-Badischen Geheimrat Evers ein erstaunliches Angebot: wenn man ihm
einen Vertrag auf achtzehn Jahre gebe, zahle er 9000 Gulden dafür. Das waren fürs
Jahr ohne die Zinseszinsen 500 Gulden — eine hohe Summe.

Die beiden Schmidt sagten, schön, das zahlen wir auch. Und da sie schon in
Mittelberg saßen, so erhielten sie den Vertrag. Aber der Ankerwirt gab sich damit
nicht zufrieden. Er erklärte dem Geheimrat: dann solle man ihm anderswo in der
Markgrafschaft einen Platz anweisen, um dort eine neue Glashütte anzulegen.
Schließlich habe er dies Entgegenkommen verdient, denn ohne sein Angebot für
Mittelberg hätte Serenissimus — der Markgraf Ludwig Georg — nicht so viel erhalten
. Evers spricht von Herrenwies, da liege zwar schon ein Gesuch vor von
Hans Georg Greiner von Hörden, vielleicht könne er, Franz Anton Dürr, sich mit
ihm zusammentun.

Da mag der junge Ankerwirt mit dem Kopf genickt haben, aber dann gab es
„allerlei Machenschaften", und der Greiner tritt von seinem Angebot zurück. So war
der tüchtige Ankerwirt der einzige Bewerber für die geplante Herrenwieser Glashütte
. Wie tüchtig er aber war, das sollte sich erst nach einiger Zeit herausstellen.

Als der Baden-Badische Markgraf Georg Ludwig aus Böhmen zurückkam, hörte
er so mancherlei tuscheln: es gab Leute, die sehr erstaunt waren über den Glashüttenvertrag
, den Franz Anton Dürr mit dem Geheimrat Evers während der Abwesenheit
des Fürsten abgeschlossen hatte. Es kam zu einer hochnotpeinlichen
Untersuchung gegen den verantwortlichen Verwalter der markgräflichen Einkünfte.
Dabei stellte sich heraus, daß der großzügige neue Glashüttenmanager dem Herrn
Geheimrat 200 Gulden in die Hand gedrückt hatte. Eine Hand wäscht die andere —
so war der schöne Vertrag zustande gekommen.

Aber Vertrag ist Vertrag und bleibt Vertrag, und so mußte der geschmierte Rat
die Suppe allein auslöffeln, in die ihm der gewandte Dürr zweihundert Gulden
eingebrockt hatte. Der war nämlich sofort ans Werk gegangen und hatte droben
auf der Herrenwies begonnen, die Glashütte zu bauen: es war die letzte im nördlichen
Schwarzwald. Es gab in diesem Teil des Schwarzwalds ohnehin gegenüber
dem südlichen Schwarzwald, den fürstenbergischen und vorderösterreichischen Gebieten
nur wenige Glashütten. Die geringe Zahl der Hütten hatte ihren Grund in

4 Die Ortcnau

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