Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 51
(PDF, 77 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0053
holz jährlich rechnen. Dazu aber kam noch das sogenannte Bordholz und Abfallholz
mit einer jährlichen Nutzung von mindestens 4500 Festmetern.

Das war nun allerdings ein herrlicher Vertrag, und so braucht man sich nicht zu
wundern, wenn recht bald die anliegenden Waldgenossen und auch das Markgräfliche
Forstamt den schwunghaften Holzhandel des jungen Rastatter Herrn mit
scheelen Augen betrachteten: ihre Nutzungen hielten keinen Vergleich aus allein mit
dem, was Dürr mit seiner Sägemühle produzierte. Denn sie war das große Geschäft
, sie legte den Grundstock zu dem Reichtum des Franz Anton Dürr, nicht die
Glashütte. Das war wenigstens die Meinung des Rastatter Oberforstamtes.

Dürr betrieb die Glashütte nicht allein; im Grunde gehörte er ja überhaupt nicht
zu diesem Gewerbe, das schon seit Jahrhunderten von ganz bestimmten Familien
betrieben wurde — allerdings ist es nicht ausgeschlossen, daß Zusammenhänge weiter
zurück bestanden, wenn man daran denkt, daß sein Vater in Rastatt das Glasergewerbe
betrieb und er selbst ursprünglich Glaser gelernt hat. Er hat sicherlich technische
Kenntnisse in der Glasmacherkunst gehabt, wenn auch vorwiegend spekulative
und kapitalistische Überlegungen es gewesen sein mögen, die ihn zum „Bestän-
der" einer Glashütte machten. Wir werden noch sehen, wie er von hier aus zum
Holzmagnaten aufstieg: die Dinge verflechten sich, eines kommt zum anderen. Als
Typ freilich wird man in ihm einen jener für das 18. Jahrhundert charakteristischen
kaufmännischen Unternehmer sehen müssen, einen der frühkapitalistischen Manager,
die den Blick fürs Rentable und echten Wagemut hatten. Soweit die Betriebsstruktur
in Herrenwies in Frage kam, hatte sie die Form einer lockeren Genossenschaft
. Er selber galt als Obermeister, hatte acht von den zehn Werkstätten, eine
betrieb der Mitmeister Johann Sigwart, eine andere jener Vorbewerber um Herrenwies
, der Hans Georg Greiner von Hörden, eine weitere betrieb ein Joseph Müller.

Selbstverständlich bestand zwischen ihnen allen ein Vertrag. Dürr scheint stets
viel Wert auf vertragsmäßige Abmachungen gelegt zu haben — bei Prozessen, und
Dürr war ein eifriger Prozessierer, war es meist von Vorteil, zumal wenn man bei
der Formulierung sich dort gesichert hatte, wo der Vorteil lag. Man wird noch weiter
sehen, wie gut Dürr sich darauf verstand.

Holznutzung, Herstellung der Glaswaren und Verkauf waren getrennt; die sonstigen
Unkosten wurden aber anteilmäßig verrechnet. Nur der Betrieb des Glasofens
war gemeinsam. Im übrigen scheint Dürr selber sich nicht allzuviel um den
technischen Betrieb gekümmert zu haben; nach einigen Jahren setzte er den Faktor
Franz Xaver Schwarz als seinen Vertreter ein. Dieser heiratete am 17. November
1750 die Tochter Dürrs, Maria Ursula. Der Ehe entsprossen zwei Kinder, zwei
Mädchen, Maria Barbara Elisabeth, geboren am 13. August 1751, und Maria Anna
Jakobina Ludovica, geboren am 25. Juli 1752.

Später muß wohl auch Franz Anton Dürrs Sohn aus erster Ehe, der Anton Franz
Dürr hieß, bei der Herrenwieser Glashütte leitend mitgearbeitet haben, da er in den
Akten als Vitrariae praefectus, als Leiter der Glashütte, erwähnt wird. Wir wissen
von ihm nur, daß er am 17. November 1756 in Rotenfels eine Anna Maria Azoni
geheiratet hat. Er ist aber schon vor seinem Vater, am 28. Mai 1767, in Herrenwies
gestorben. Auch seine Frau scheint bald hernach verstorben zu sein, Nachkommen

4*

51


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0053