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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 69
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zu der Bevölkerungsbewegung in den beiden wichtigsten Gründungen des Dürr, in
Herrenwies und Hundsbach, nur einige Zahlen genannt: im Jahr 1757 gab es in
Hundsbach 20 Familien, in Herrenwies werden es nicht mehr gewesen sein. Im
Jahre 1784 zählte man in Herrenwies 30 Männer, 30 Frauen, 62 Kinder, 5 Dienstboten
, zusammen 127 Bewohner; in Hundsbach waren es zusammen 204 Personen,
darunter 101 Kinder.

Aber kehren wir zu unserem Franz Anton Dürr zurück. Wir verließen ihn am
Anfang der siebziger Jahre, und diese Zahl entsprach ja auch seinen Lebensjahren;
sehr lange Zeit war ihm nicht mehr beschieden. Irgendwie scheint er bald nach
1770 sich ernstlich nach Ruhe und nach einem mehr privaten, bürgerlich-häuslichen
Leben gesehnt zu haben.

Schließlich hatte Franz Anton Dürr ein arbeitsreiches, erfolgreiches, wenn auch
gewiß nicht immer leichtes Leben hinter sich. Mag auch sein, daß er sich so seine Gedanken
über den eben erfolgten Wandel der Zeit machte: die Baden-Badener
Herrschaft war ausgestorben; er hatte stets gut mit ihr gestanden. Sie hatte ihn
wohl auch zu schätzen gewußt, auf jeden Fall hatte er ihr manche Vorteile gebracht,
auch wenn er selber dabei gewiß nicht zu kurz gekommen war. Nun aber regierte
Karlsruhe, und seine Verwaltung war bekannt dafür, daß sie die Dinge weit straffer
in die Hände nahm, als dies in Rastatt der Fall gewesen war. Karl Friedrich, der
neue regierende Markgraf, war selbst ein Mann der Wirtschaft, zählte sich zur
Schule der Physiokraten, hatte sogar eine Einführung in die Volkswirtschaft geschrieben
und veröffentlicht, ein Mann des patriarchalischen Absolutismus — und
zudem in Baden-Baden und in der katholischen oberen Markgrafschaft nicht gern
gesehen, denn er war Protestant wie alle seine Räte.

Es war kein Zweifel: eine neue Zeit war im Werden — sollte man sich da neuen
Schwierigkeiten aussetzen? Von Herrenwies war ohnehin nicht mehr viel zu erhoffen
. So verkaufte Franz Anton Dürr seine Anteile, und auch dies war ein Beweis
seiner händlerischen und finanzpolitischen Einsicht: er stieß rechtzeitig ab, was sich
vermutlich bald nicht mehr rentieren wird. Denn das Jahr zuvor hatte sich der
reiche Murgschiffer und Oberschultheiß von Gaggenau, Anton Rindenschwender,
ebenfalls in die Glasfabrikation eingeschaltet.

Die Mitteiberger Glashütte, deren Pächter einst der Rastatter Ankerwirt Franz
Anton Dürr hatte werden wollen, besaß wenig Aussicht, ihren Akkord, der 1772 zu
Ende ging, erneuert zu erhalten; der Waldbestand war dort seit Jahren weitgehend
gelichtet worden. So hatte Franz Anton Rindenschwender — eigenartig, daß beide
die gleichen Vornamen trugen! — am 10. Februar 1772 in einer Eingabe an den
Markgrafen Karl Friedrich gebeten, anstelle der nicht mehr lebensfähigen Mittel-
berger Hütte eine völlig neue, moderne große Anlage in Gaggenau errichten zu
dürfen. Das nötige Holz habe er aus den Waldungen des hinteren Murgtales in
genügender Menge zur Verfügung. Denn Rindenschwender hatte „am 30. April
1768 die Schifferrechtsanteile des Bürgers und Schiffers Dürr aus Hörden um den
Kaufpreis von 14 000 Gulden erworben und war durch Eintrag dieses Kaufes in
das Gewährsbuch auf dem Rathaus in Gernsbach Mitglied der Murgschifferschaft
geworden" (Karl Stößer: Anton Rindenschwender. Bad. Heimat. Der Ufgau. 1937).

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