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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 84
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ein gutes Urteil und bewährte Praxis, die er teils in der Rastatter Kanzlei der
Markgräfin Franziska Sibylla Augusta, teils in der Abtei St. Blasien sich erworben
hatte. Man war mit ihm zufrieden. Er starb jedoch eines vorzeitigen Todes, noch
nicht 30jährig, am 28. Oktober 1718. Dabei kam eine Unterschlagung von 50 Gulden
ans Tageslicht, die der Abt nachließ 153).

Kurz bevor Severin Jüngling Oberschaffner wurde, war im Kapitel vom 13. Oktober
1679 Johann Conrad Rütti oder Reutti als Kanzleidirektor angenommen
worden. Er war Schweizer aus Wyhl im Thurgau. Prior Hieronymus Ziegler bezeichnete
ihn als einen Menschen voller Arglist, Bosheit und Nichtsnutzigkeit. Er
rühmte sich, Doktor beider Rechte und Ritter (eques auratus) zu sein und war der
Abtei von einem Mönch von St. Blasien angelegentlich empfohlen worden, der den
nichtswürdigen Charakter dieses Mannes nicht kannte. Gleich zu Anbeginn gab er
eine Probe seiner Verworfenheit und des Betrugs, indem er im Hofbuch seinen
Jahresgehalt in Geld fälschte. Darin waren ihm 80 Gulden ausgewiesen. Er setzte
eine Eins davor, daß es 180 Gulden gab 154).

Im gleichen Jahr 1679 war er von der Abtei nach Neuburg a. d. Donau an den
Hof des dortigen Herzogs, Schwiegervater des Kaisers Leopold I., geschickt worden
. Der Herzog schuldete seit langem dem Kloster 5000 Gulden, wovon die
Zinsen nicht bezahlt worden waren. Uber deren Bezahlung sollte er eine Vereinbarung
treffen. Er sollte sämtliche ausstehenden Zinsen und die Hälfte des Kapitals
verlangen. Aber er betrog das Kloster und legte noch eine Reisekostenrechnung von
320 Gulden vor, indem er fälschlich angab, er sei an mehreren Orten ergriffen
worden. Das war den Mönchen des Schlimmen zuviel, und sie bestätigten die Rechnung
nicht. 120 Gulden sollte er wieder gutmachen. Davon jedoch sahen sie nie einen
Pfennig. Durch andere Fälschungen und Arglistigkeiten des Reutti wurde die Abtei
um weitere 1800 Gulden geschädigt. Als er 1682 wieder auf einem Betrug (2000
Gulden) ertappt wurde, entließ ihn der Abt155).

Man sollte glauben, daß die Äbte, Prioren usw. aus solchen Fällen etwas gelernt
hätten, denn ausgesprochenermaßen aus diesem Grund wurden sie im Protokollbuch
vermerkt. Allein der nächste Oberschaffner nach Ignatius Jüngling stellte alles
Bisherige in den Schatten. Felix Baumgartner war Schweizer wie der Abt Augustinus
Müller selbst, den er als seinen Verwandten bezeichnete, und konnte weder
richtig lesen noch schreiben. Zuerst besorgte er den Stall bei dem Zeller Schultheiß
von Meyershofen, ebenfalls einem Schweizer. Nicht vergeblich vertraute er auf den
Schutz und die landsmännische Zuneigung des Abtes. Auf Meyershofers Empfehlung
nahm dieser ihn als Schreiber an, machte ihn dann zum Unterschaffner, später
zum Landschaffner, damit er die Witwe Brunschweylers, der auch ein Schweizer
war, heiraten und so sein Glück festigen konnte. Dornblüth nannte ihn einen
gerne etwas vortäuschenden, schleimigen und kriechenden Schmeichler (hypocrites
et callidus adulator) 156). Doch nicht genug, er versuchte alles, um noch höher zu

153) Ebenda 1715, 597—599. In H 229, 598 wird die ausführliche Ernennungszeremonie während eines
Mahles für die ganze Verwandtschaft dieser Patrizierfamilie erzählt.

154) Ebenda 1679, 263.

155) Ebenda 1680, 268 f.

156) Ebenda 607.

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