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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 109
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0111
übten dort die Klosterministerialen von Ramstein die Grund- und Herrschaftsrechte
aus, fesselnderweise in dieser Zeit nicht als Lehen, sondern als rechtes Erbegut
der Klosterherrschaft mit allen Eigenschaften der gewöhnlichen bäuerlichen
Erbegüter: sie waren davon fallbar, gaben Bodenzins, empfingen zu Erbe bei den
dafür vorgesehenen Ereignissen gegen eine geringe Anerkennungsgebühr (Brot und
Wein). Im übrigen jedoch vererbten sie nach eigenem Recht an männliche oder
weibliche Nachkommen 60).

Der Edelknecht Johans Fasent verkaufte 1318 die Herrschaft Fischerbach-Tal und
die Herrschaft Nill, die er von Tobelin von Fischerbach, aus dem alten Ministerialengeschlecht
des Klosters, gekauft hatte, an die Brüder Thammen und Konrad von
Ramstein, nachgeborene Söhne der Ramsteiner zu Weiler, für die stattliche Summe
von 400 Pfund Straßburger Pfennige61). Hierbei wurde die Herrschaft genau
umschrieben. Sie umfaßte das ganze hintere Fischerbachtal von der Einmündung
des Waldsteiner Baches an aufwärts bis zu den Quellgebieten des Fischerbachs einschließlich
der Nillhöfe von Berggrat zu Berggrat auf den beiden Talseiten, ferner
das Tälchen Rechbach und jenseits der Rechbacher Eck noch ein Gebiet bis nach
Espach 62). An Herrschaftsrechten wurden dabei aufgezählt: die Täler, die Leute
und Güter mit Gülten, Zinsen, mit Steuern, mit Frondiensten, mit Vogtrechten, mit
Fällen von jeglichem Gut, mit Gericht, mit Zwing und Bann, Wun, Weide, mit
Wasser, Flüssen, mit aller Gewaltsame und was dazugehörte.

Das ist sehr bedeutungsvoll, denn dies begreift unzweifelhaft die hohe und niedere
Gerichtsbarkeit, die Schirmvogtei und die volle Landeshoheit mit dem Steuerrecht
unter der nominellen Oberhoheit des Klosters Gengenbach. Die Ramsteiner
waren „die rechten Vogteiherren darüber (Schirm- und Hochgerichtsvögte) mit
aller Vollmacht und mit den Gerichten" Hier war also eine vollgültige klösterliche
Territorialherrschaft ausgebildet. In dieser Form war die Herrschaft inzwischen
ein frei-eigenes Erbegut geworden unter der nominellen Oberhoheit der Abtei.

Alle die genannten Rechte wurden 1393 den Ramsteinern bestätigt. Der Bischof

Visdierbadi. Ebenda 201. Der Herausgeber deutete den Text irrig, als ob das Tal freies Allod-Eigentum der
Geroldseckcr gewesen wäre.

«>) U. vom 27. März 1393, FFA OA 1 Haslach Vol. XV A Fasz. 3; FU 6, 200.

«1) U. vom 29. September 1318, FFA OA 1 Haslach Vol. XV A Fasz. 2 und 27. März 1393, ebenda
Fasz. 3, veröff. FU 6 Nr. 124.

62) Die U. gab den genauen Grenzverlauf an: „Item so facht an der vorgenannten teller, guter und dez
gerichtz zuegehocren uff dem wagrein under der rehpacher gueter oben ym Eschpach und gat uff dez horn
vor Epplisbcrg und den eckweg uff und uff, der schneeschmeltze nach wider Zel abin uff dem hohsten biß
zu der weissen mueren vor Joehlis lant, von der mueren underm kilchweg hin ueber Joehlis lant biß in
Wackerein, den rein uß an den Eckweg, den weg ab biß zu dem wissen buchlin über Plancken acker hin an
den alten weg, dem fußphfat nach den Eckweg ab über hin zwischent der ysen herte den Hornbichel uff,
den grat wider ab, der zuecht an dem breiten Sumpf, der lit in Roedergraben und in Rodergassen daz
halpteil wider Nuel ueffin sollent die von Ramstein richten und gat von der Gassen den Steinbüchel uff biß
uff den Nuelhen und über die Ecken hin biß obenen an den Schwerzenbach und der schneeschmeltze nach an
der ecken ueßher wider des Walsteyner talhof usser biß herfür uff Hercherebene vor dem Grünelsperg." U.
vom 29. September 1318, FFA Vol. XV A Fasz. 2.

63) Daß die selben guetter sein (des Hans von Ramstein) und aller seiner geschwistertig und aller iren
erben Rechte erbguettcr sind und sy recht vogtt und herren dar über sind mit aller gewaltsam und grichten
und zu berechtegen und zu besetzen und zu endsetzen dar umb sy auch dem gotzhaus zu gengenbach die selben
Hans von Ramstein und sein geschwistertig und alle ire fordern von der eigenschaft falbar sind. U. vom
27. März 1393 aaO.

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