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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 129
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wurde 1233 in der Erzählung der Acta Gengenbacensia als wichtiger Platz erwähnt
'"). Reimbold von Sneit, ein Klosterministeriale, hat diese Ackersiedlung
vom Kloster in Erblehenweise erhalten. Dort hatte er seine Tüchtigkeit bewiesen,
aufgrund deren er dann 1240 der erste Schultheiß der im Entstehen begriffenen
Stadt Gengenbach wurde. Der jungfräuliche Rodungsboden mußte erfahrungsgemäß
zuerst eine echte Bodenkrume bekommen. Die Rodung muß damals schon
sehr groß gewesen sein, denn Reimbold bezahlte als jährlichen Zins die stattliche
Summe von 15 Mark Silbers. 1248 hat das Kloster dort seinen Besitz in eigene Bewirtschaftung
genommen34) und das Hauptrebgut daraus gemacht. Der Saalhof war
zugleich die Kurie für den Klosterbesitz weit in der Runde. Der Hof ist heute noch
vorhanden und heißt jetzt noch der Abtshof 35).

Die dortigen Rebgewanne, die der Klosterhof bei weitem nicht alle selbst betreuen
konnte, waren sehr groß. Die Siedlung wurde nun in eine Winzerkolonie umgewandelt
. Die 348 Steckhaufen klösterlicher Reben (— 87 Morgen) wurden so verteilt
, daß die Kurie im 15. Jahrhundert 32 Juchart (= 8 Morgen) als Mustergut
selbst baute. Die Masse der übrigen wurde an zahlreiche Winzer gegen Landachtabgabe
verliehen; 1803 waren es 22 36).

Die Aufsicht darüber, wie überhaupt über alle Klosterreben in der Ortenau,
hatte der Abtmeier in Weierbach :>7). Er war sozusagen das Oberweinamt der Abtei.
In Gengenbach gab es für die Reben eine eigene Verwaltungsabteilung: das Landachtrebenamt
. Landacht ist die besondere Art der Verpachtung, die sich für die Reben
als zweckmäßig erwies, nämlich die Winzer mußten einen festgesetzten Teil des
Mostertrages als Pachtschilling abliefern. Die gegen Landacht ausgegebenen Klosterreben
in Weierbach wurden um den 3. Ohmen gebaut, d. h. ein Drittel des Ertrages.
Bei dieser geringen Abgabe mußten sie für alle Lasten und Ausgaben selbst aufkommen
wie Dung, Rebstecken, Stroh usw. Für die verhältnismäßig kleine Kurie
wäre es auch gänzlich unmöglich gewesen, für fast 80 Morgen das Erforderliche zu
liefern, denn der Dinghof umfaßte 1803 nur noch etwa 2 Morgen Garten und
Baumfeld, etwa 7 Morgen Äcker, etwa 6 Juchart Wiesen, 4 K Juchart Reben und
drei Juchart Wald :l8). Er hatte früher wesentlich mehr bewirtschaftet, aber der
diesbezügliche Anfall hätte für die erforderlichen Lieferungen bei weitem nicht ausgereicht
. Vielleicht ist später das Stroh geliefert worden, mit oder ohne Vergütung.
Der Pächter des Zehnten zu Rammersweier mußte nämlich alles Stroh und die
Hälfte der Schaube von diesem Fruchtzehnten auf eigene Kosten in die Kurie von
Weierbach führen, außerdem die Zehntpächter von Windschläg und Bohlsbach je
100 Garben Roggenstroh 39).

Über diesen Weierbacher Dinghof ist im Kopialbuch der Klosterkammerei ein

33) Acta, 90 ff.

3*) Es wurde ein Tausch vorgenommen. Reimbold bekam für das zurückgegebene Weierbacher Gut die
Klostergüter im Freudcntal, ebenfalls im Erblehenrecht. Hier betrug der jährliche Zins, offenbar zum Ausgleich
, nur 2 Schilling Pfennig und 2 Hühner. U. vom 23. Oktober 1248, GK 30/80 Freudental.

•15) Siehe Topografische Karte 1 : 25 000 Blatt 7513 Ottenburg.

3«) Staedele 1955, 84.

37) Siehe den Bestallungsvertrag von 1432, Kop 627 fol. 67 a; GK Staatserw. Gb Stift, 1802 fasc. 3, Nr. 12.

38) Staedele 1955, 84.

3Ö) Weistum über das Recht des Hofes zu „Wigerbach", um 1400, Kop 627 fol. 66 b.
9 Die Ortenau 129


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