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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 144
(PDF, 77 MB)
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binder, Gärtner, Karrenführer und Kunsthändler (!), für Krämer, Pflasterer,
Schreiner, Steinhauer und Wollkämmer, zeigt seine allgemeine Beliebtheit und
große Volkstümlichkeit.

Der in dieser beachtlichen Reihe von Berufen außerdem genannte „Raketenmacher
" hat einen geradezu aktuellen Klang, und es will scheinen, als könnte der
1327 im burgundischen Mömpelgard (heute Montpellier) gestorbene Heilige auch
für modernste Anliegen zuständig sein.

St. Rochus mag in der kleinen Kapelle zwischen Baden und Beuern hauptsächlich
als Pestheiliger verehrt worden sein. Bis heute befindet sich im Kloster Lichtental
eine Holzstatue des Heiligen, die lange unbeachtet in einem fast unzugänglichen
Fensterbogen hoch oben an der Wand der Fürstenkapelle stand. Anläßlich der
Arbeiten zu dieser Veröffentlichung ergab eine Nachfrage ihr Vorhandensein.

Sie stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der abgegangenen Kapelle St. Wolfgang
, in deren Versteigerungsprotokoll „zwei kleine geschnitze Statuen, St. Wolfgang
und St. Rochus darstellend", aufgeführt sind. Beide wurden dem Stabhalter
Anton Kamm von Beuern für die Schule und „christliche Lehrstube" übergeben.
Letztere befand sich aber um 1810 im Kloster Lichtental.

Die Statue ist etwa 70 cm hoch, nach Barockmanier grau übermalt, ist aber sicher
älter, was die anatomischen Maße vielleicht beweisen. Der Heilige ist als Pilger
gekleidet und zeigt mit dem Finger auf eine Pestwunde am Knie. Der Legende nach
soll er sich in eine einsame Höhle zurückgezogen haben, als er sich von der Seuche
infiziert fand. Sein treuer Hund habe ihm jedoch die Pestbeule hinweggeleckt,
und so wurde er gerettet.

. . . und St. Wolfgang

Doch stand St. Rochus nur an zweiter Stelle der Patrone dieser Kapelle. Der
weitaus berühmtere Bischof Wolfgang gab ihr seinen Namen. Was seine Beziehung
zur kleinen Kapelle „eine halbe Stunde von Baden", wie ihr Standort oftmals
in den Akten bezeichnet wird, erklärt, ist die ihm nachgerühmte Eigenschaft als
großer Naturfreund aus der christlichen Frühzeit Deutschlands, als Einsiedler und
Eremit, ah großer Wohltäter aller Armen.

Die dem heiligen Wolfgang im ganzen süddeutschen Raum im Mittelalter gewidmete
Verehrung kam vor allem von den Zimmerleuten, denen er als Patron
galt, da er sich einst seine Klause am Abersee (heute Wolfgangsee) mit eigener
Hand gezimmert. Michael Pacher hat ihn in einem berühmten Altar daselbst verewigt
, der badische Viktor von Scheffel sein Leben besungen, das ihn als Erzieher
des deutschen Kaisers Heinrich IL, als Abt von St. Emmeran zu Regensburg, als
Missionar und Kolonisator in Ungarn und Böhmen, bei Feldzügen nach Italien
und Frankreich nie seine süddeutsche Herkunft aus Pfullingen vergessen ließ, was
zu seiner Verehrung in unserer Gegend beigetragen haben mag.

Noch heute gibt es da und dort den Wolfgangsegen fürs Vieh, denn er rangierte
als Bauernheiliger nahe bei St. Wendelin. Auch Hirten, Köhler und Schiffer, Bildschnitzer
und Kranke vieler Bresthaftigkeiten suchten durch viele Jahrhunderte
hindurch seine Fürsprache.

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