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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 148
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0150
Früher Verzicht

Nicht lange konnte der Eremit Heigele amtieren. Immer kränklich, übertrug er
schon 1762 seine Kapelle dem Pfarrer Reichle zu Selbach (wahrscheinlich im Murgtal
). Die Besorgung aller Geschäfte legte er in die Hände des verdienstvollen Amtmanns
Glyckher und des Beuerner Ratsbürgers Franz Kamm. Die Eremitage verkaufte
er mit Vertrag vom 26. Oktober 1762 für 212 Gulden an Hans Michel Lerch
als Wohnhaus. Er verpfründete sich in das Spital zu Freiburg, und so verlor Beuern
seinen ersten uns bekannten, sicher aber den letzten Eremiten.

Noch drei Jahre lang kam Kunde von Heigele aus Freiburg. Er bemühte sich, vom
Amt zu Baden jene 60 Gulden zu erhalten, die ihm als Gegenwert für den Verkauf
seines restlichen Holzes, eines Karrens und etwas Weißzeug zustanden. Sogar der
Bürgermeister und Rat der „K. K. Vorderösterreichischen Stadt Freyburg" schaltete
sich ein „umb einmahlige haabhaftwerdung" des Geldes. Ob Jacob Heigele, der
Eremit und Waldbruder zu St. Wolfgang, jetzt armseliger Pfründner, jemals zu
seinem Geld kam, ist nirgendwo verzeichnet. In seinem letzten Schreiben nennt
er sich schon todkrank. Wahrscheinlich ist er gestorben, bevor sich der Amtsschimmel
in Gang setzte . ..

Letzter Aktenstreit um St. Wolf gang

Noch ein letztes Mal vor der Aufhebung und ruhmlosen Versteigerung der
Kapelle gab St. Wolfgang Anlaß zur Anlegung eines Aktenfaszikels.

Es fing damit an, daß 1786 der Rotgerber Meier bei Amtmann Becker ein Legat
von etwa 30 Gulden auflieferte. Da der Amtmann aber mit dem „actuario" von
Gschwender „wie gewöhnlich in Geschäften gewest", legte Meier das Geld auf den
Tisch des Amtes.

Später wollte sich niemand mehr erinnern, wo das Geld hingekommen sei, das vom
Stadtverrechner Moppert nicht vereinnahmt war. Es gab Vernehmungen im Jahre
1793, als die Sache spruchreif wurde. Natürlich konnte sich niemand erinnern.

Überraschend fand sich jedoch die Quittung, von Gschwender unterschrieben.
Nun mußte dieser das Geld herausgeben und an das „zu St. Wolf gang gehörig
Kapital" zuzüglich Zins abliefern. Es wurde mit anderen vorrätigen Geldern in
„Obligat-Briefen" sicher angelegt, denn wieder war Krieg im Land. Äbtissin und
Konvent des Klosters Lichtental flohen ins Murgtal, Amtmann Bernhard Glyckher,
Sohn des vorhergenannten, suchte ein Haus im abseitigen Zinken Schmalbach als
Asyl auf.

Trotzdem hatte sich die Bevölkerung im Beuerner Tal bis Ende des 18. Jahrhunderts
stark vermehrt. Nannte das Speyerer Visitationsprotokoll von 1683
nur insgesamt 65 Familien, so führt eine Seelenliste der Stiftspfarrei Baden für
1765 bereits namentlich 200 Familien für Beuern auf. 1810 stehen schon 179 Häuser
im Tal.

Die Gemeinde hatte sich also beträchtlich vergrößert, die kleine Kapelle St. Wolfgang
faßte lange schon die Gläubigen nicht mehr.

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