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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 157
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0159
Sohnes Christophs II. von Baden, ließ am 21. November 1594 der Durlacher Ernst
Friedrich die Markgrafschaft Baden-Baden besetzen und sich als deren Verwalter
huldigen.

Äbtissin Barbara sollte jedoch die Härten dieses Regierungswechsels nicht mehr
erleben. Sie fühlte sich nach einiger Zeit infolge einer schweren Krankheit, der
Wassersucht, körperlich und seelisch gebeugt und unfähig, das Haus weiter zu
leiten. Darum gab sie der Markgräfin Anna, Ernst Friderichs Gemahlin, bescheiden
zu erkennen, daß sie zu resignieren gedenke. Der Markgraf aber hielt dafür, solche
Resignation sei dem Kloster in den damaligen „Zeitläuften" wenig ersprießlich,
und stimmte für Aufschiebung der Abdankung. Die Regierungsräte verfügten sich
im Frühjahr 1597 zur persönlichen Kenntnisnahme ins Kloster und fanden die
Äbtissin bettlägerig und sehr elend. Sie klagte, sie sei nun seit dem Advent mit
steter Leibesschwachheit beladen, die sich von Tag zu Tag mehre. Sie könne weder
stehen noch gehen, doch habe sie sich in Gottes Willen ergeben und erwarte täglich
ihre Abberufung in die Ewigkeit. 46 Jahre habe sie dem Gotteshaus, ihrem Vermögen
nach, vorgestanden. Nun aber sei sie untauglich und habe sich nach Beratung
mit ihrem Konvent zur Amtsniederlegung entschlossen, die auch vom Abt von
Salem gebilligt worden sei. Dieser werde bald den Prälaten von Neuenburg zur
Neuwahl nach Lichtental senden. Sie bitte nun nochmals um die hochfürstliche
Bestätigung.

Doch die Räte machten die landesfürstlichen Rechte geltend: der Markgraf habe
den Wahltag zu bestimmen und den Visitator zum Besuch aufzufordern.

Auf eine nochmalige Bitte der kranken Vorsteherin um Einwilligung zur Abgabe
ihres Amtes mußten die Räte sich nochmals nach Lichtental verfügen und
der Frau Äbtissin erneut im Namen Ernst Friedrichs die gefährliche Zeitlage in
Erinnerung bringen. Bei diesem Auftrag erkannte er rühmend an, die gnädige
Frau habe sich zur Zeit ihrer Verwaltung die Wohlfahrt der Markgrafschaft Baden
wie auch das Aufblühen des Klosters mit allem Ernst und Fleiß angelegen sein
lassen. Die Nachfolgerin solle ihres Geistes sein.

Erst am 23. Juni war die Angelegenheit so weit geregelt, daß der Kloster-
schaffner den Herren Räten persönlich die Ankunft des Abtes von Neuenburg
anzeigen konnte. Er habe sich mit der Frau Äbtissin beredet, daß, nach Erledigung
der notwendigen Vorbereitungen, die Wahl am 25. Juni stattfinden solle. Der
Schaffner frage nun im Auftrage der gnädigen Frau an, ob der Regierung solcher
Tag gefällig sei. Die Räte „vermeldeten, man sei vermög von Ihrer Hochfürstlichen
Durchlaucht empfangenem gnädigen Befehl zufrieden, auf nächstkünftigem
Mittwoch (25. Juni) in dem Gotteshaus zu erscheinen und dasjenige zu verrichten,
was von alters Herkommen sei".

Resignation und Neuwahl verliefen ohne Störung. Die neuerwählte Mutter war
Margaretha Stülzer aus Ettlingen. Noch im nämlichen Sommer, am 7. August 1597,
durfte die verdiente Äbtissin Barbara hinübergehen in den ewigen Frieden. Als
teuerstes Andenken hinterließ sie dem Kloster, die Jahrhunderte überdauernd, ein
eigenhändig geschriebenes Chorbuch, „Antiphonale de Sanctis". Die Pergamentblätter
enthalten als Verzierung vier mehrfarbige Initialen mit Miniaturen, ferner

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