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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 160
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trockener Herr, dem eine Sauhatz wichtiger war als der Streit der Theologen.
Quirin Gangolf selbst aber muß sich schon früh der Reformation zugewandt haben
. Es ist zu vermuten — Mone läßt diese Frage in der Schwebe —, daß ihn
dabei der Einfluß seiner Mutter bestimmte, einer Gräfin von Lindau-Rappin und.
Verwandten der Grafen von Mansfeld. Wie sich innerhalb des Geroldsecket
Familienverbands die Auseinandersetzung mit der Reformation vollzogen hat,
wird sich im einzelnen schwer feststellen lassen, da persönliche Zeugnisse fehlen.
(Ein „Brief über die Religion" ist in einem Register verzeichnet, wird sich aber
schwerlich jemals finden.) Es ist in dieser Sache zweierlei zu bedenken: Zunächst
die starke Verflechtung des Adels mit den kirchlichen Einrichtungen, mit Klöstern
und Stiften vor allem. So hatten sich zwei von Quirins Basen für einen klösterlichen
Lebensgang entschieden. Elisabeth war Chorfräulein in Buchau geworden, Margaretha
war in einem Kloster in Köln untergekommen. Anderseits erhofften gerade
die kleinen Ritter, die eingezwängt zwischen mächtigen Klöstern und fürstbischöflichem
Besitz saßen, von einer Zerschlagung dieser Verhältnisse für sich selber
wesentliche Vorteile. Die Reformation hatte eben neben der geistig-religiösen auch
eine politisch-soziale Seite und wirkte in dieser Hinsicht wie ein Dammbruch. Für
unser Gebiet ist noch der Einfluß Straßburgs einzurechnen, das als ein Zentrum
reformatorischen Denkens stark in die Umgebung ausstrahlte. Quirin Gangolf hat
sich, als er zur Regierung kam, für die Einführung der Reformation eingesetzt
und, als er wenige Jahre später nach dem Tod seines Onkels alleiniger Herr war,
ihre Ausbreitung systematisch gefördert.

Im Wirtschaftlichen war die Lage, der er sich nach dem Tod seines Onkels (um
1554) gegenübersah, etwa folgende: Die Base Apollonia hatte sich verheiratet,
die beiden andern, Anna Margaretha und Elisabeth, waren, wie bereits erwähnt,
ins Kloster gegangen. Mit dem Eintritt ins Kloster hatten die beiden freilich ihren
Anspruch an das elterliche Vermögen nicht aufgegeben. Dazu kam jetzt die Vermögensauseinandersetzung
mit deren Mutter, der Witwe des Onkels Walther,
Anna Freiin von Stoffeln. Mit dieser Verwandten scheint sich Quirin nie recht
vertragen zu haben. Als sie nach dem Tode des Gemahls ihre Ansprüche geltend
machte, trat der Gegensatz immer deutlicher zutage. Es kam zu einem jahrelangen
Rechtsstreit zwischen den beiden, wobei sich Quirin als zäher und unnachgiebiger
Verfechter der eigenen Interessen erwies. Frau Anna, die Witwe, wollte unter
diesen Umständen nicht mehr auf Geroldseck bleiben. Sie sah sich nach einem
Witwensitz um und hat sich später wahrscheinlich in Villingen niedergelassen.
Walther, der Sohn, mag seine Jugendzeit zum Teil bei der Mutter, zum Teil, und
dies besonders in den reiferen Jahren, auf Geroldseck verbracht haben. Dieser
Vetter Walther war und blieb für Herrn Quirin sozusagen das familiäre Hauptproblem
. Er konnte die Hälfte der Herrschaft für sich verlangen, was dann zu
einer Teilung führen mußte. Man wußte auf Geroldseck aus Erfahrung, was eine
solche Teilung bedeutete und wie sehr sie die wirtschaftliche Kraft des Hauses
schwächte. Man kannte aber auch den alten Ausweg: ein geistliches Amt, eine
kirchliche Würde für den Nachgeborenen, damit er in den Genuß der mit einer
solchen Würde verbundenen Pfründen käme und, also versorgt, vielleicht sogar

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