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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 171
(PDF, 77 MB)
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Wenn, was zu befürchten war, der Sohn und Nachfolger ausbleiben würde, dann
konnte für Frau und Tochter jene verfängliche Situation entstehen, die diese zur
Heimatlosigkeit verdammte. Hier war „Neuendautenstein" die Lösung, verheißungsvoll
mag der Name in den Ohren des Grafen geklungen haben. Er würde die alte,
brüchige Burg dort abreißen lassen und etwas Neues an die Stelle setzen, ein
Herrenhaus, in dem eine edelgeboren Person und deren Familie ihre „Wohnung
wohl haben mag".

Es sollte etwas Besonderes werden, das Haus Neuendautenstein, ein Schloß,
repräsentativ und eindrucksvoll wie nur eines im Land. Wann, aufs Jahr genau,
mit dem Bau begonnen wurde, läßt sich nicht feststellen. Die Vorarbeiten müssen
kurz nach 1594 eingesetzt haben. In den folgenden Jahren erlebte der Graf die
Freuden und Leiden aller Bauenden. Hauptfrage: das Geld! Große Kapitalien,
wir wissen es, hatten sich auf Geroldseck nicht ansammeln können. 4000 Gulden
hatte Frau Barbara mit in die Ehe gebracht, 8000 Gulden waren für sie auf Zins
angelegt worden. Sie konnten wohl dem eigenen Kapital des Grafen hinzugefügt
werden. Der Bau war mit etwa 50 000 Gulden geplant worden. Die Baumeister
stammten, das läßt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, aus Straßburg. Das Gebäude
trug den Zeitumständen nach wahrscheinlich die Stilmerkmale der Spätrenaissance
. Genauere Einzelheiten geben nur wenige Blätter der Geroldsecker
Akten. Sie enthalten den Vertrag des Grafen mit dem Schreinermeister Guckeyser
aus Straßburg vom 6. Februar 1599 über den Innenausbau der dem eigenen Aufenthalt
dienenden Räume. Wir erfahren daraus, daß das Gebäude dreistöckig war,
daß die herrschaftlichen Wohnräume sich auf dem mittleren Stock befanden, daß
bei ihrer Ausstattung reichlich Tannen- und Eichenholz benutzt wurde, daß des
Grafen Zimmer als besonderes Stück einen ansehnlichen Schreibtisch bekam,
während sich die Frau Gräfin in dem ihrigen mit den gewöhnlichen Möbeln und
einem sauberen „Lotterbettlein" begnügte.

Mitte 1599 waren auch die Wohnräume bezugsfertig. Von der alten Geroldseck
droben konnte man jetzt das Nötige und Brauchbare herunterschaffen, kurz gesagt:
den Umzug bewerkstelligen. Burgvogt, Jäger, einige Knechte und Verwaltungsleute
blieben droben; auch das Gefängnis beließ man in den alten Mauern.

Das Einrichten im neuen Haus brauchte seine Zeit. Einer der wichtigsten Räume
war die „Kantzleybehausung oben auf der vorderen Stuben bei der Stegen". In der
Nähe war auch das Archiv untergebracht, und der Graf konnte jetzt in seinem
neuen Schloß ans Verwalten und Regieren gehen und das Leben nach seinen
Wünschen und Vorstellungen einrichten. Zur Hofgesellschaft gehörten im engeren
Sinn neben der gräflichen Familie zwei Räte, der Amtmann, der Sekretär, der
Hofadvokat, der Hofprediger und der erste Verwalter. An Gesinde zählte zur
herrschaftlichen Lebensgemeinschaft: ein Pförtner, ein paar Knechte, unter denen
dem Roßknecht eine besondere Stellung zukam, f erner ein Bott, ein Hofgärtner, ein
Kuh- und ein Geißhirt, vier Drescher und zwei Bäcker. An weiblichem Personal
zählte man: eine Beschließerin mit Tochter, eine Köchin, eine Zuschneiderin und
mehrere Mägde. Sie alle hatten ihren festgelegten Anspruch auf Speis und Trank.

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