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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 196
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ach bildeten. Sie wurde belanglos, als die Markgrafen im Zuge der territorialen
Machtentwicklung ihre Herrschaft über das klösterliche Gebiet ausdehnten, doch
erhielt sich der Name bis auf unsere Tage. Wenn wir vom Richterplatz hören,
kommt uns zum Bewußtsein, daß Stollhofen einmal Amtsgerichtstadt war. Dort
auf dem linken Ufer des Baches, im Blickfeld der Stadtmühle, mag das Gericht
getagt und seine Urteile gefällt haben. Daß auch das Todesurteil ausgesprochen
wurde, beweist der Galgenbuckel am Ende der Gemarkung an der Straße Ulm-
Lichtenau, hier wird dann und wann einer gehangen haben zum abschreckenden
Beispiel.

Die Wiesen

Während das Ackergelände 454 ha umfaßt, beträgt das Wiesengelände nur
163 ha. Nachdem man den Weidebetrieb auf der Hard aufgegeben hatte und zur
Stallfütterung übergegangen war, mußte man neue Wiesenflächen durch Trockenlegung
dort erschließen, wo früher nasse, sumpfige Niederungen lagen. In Betracht
kam zunächst ein Streifen dem Rheindamm entlang, wo man Namen antrifft wie
Fischwasser, Altwasser, Herrschäftele, Haseköpfele, Insle, Griesmatten. Das hier
gewonnene Gras ist nicht das beste. Anderes Gelände wurde dem Sulzbach entlang
gewonnen. Im Bruch heißen die Matten auf der rechten Bachseite. Bruch ist das
alte Wort für Sumpfgebiet. Die Wiesen am östlichen Dorfrand sind das arme
Brüchel, weil der Graswuchs nicht besonders gut ist. Auf der linken Bachseite nennt
man die Wiesen, je nach Lage, Holermatten, Landhagmatten, Mühlmatten, Rösmat-
ten. Für die Teilmatten sagt der Volksmund Deili. Wer denkt noch daran, daß der
Name aus den Tagen der Auflösung der Markgenossenschaft stammt? Die Namen
der Wiesen am östlichen Gemarkungsrand deuten darauf hin, daß das Gelände
hier einst mit Buschwald bedeckt war. Im Brühl heißt soviel wie im eingefriedeten
Gehölz. Im Namen Lornscht stecken die Bezeichnung lorn und hörst, beide besagen
Gehölz, Busch. Oberstock nennt man die Wiesen im Winkel zwischen Sulzbach und
Abbach, stock ist das Stockholz oder der Baumstumpf, der nach der Abholzung
im Boden zurückblieb. Mit den Matten längs des Hartungerbosches wechseln wir
hinüber auf die Leiberstunger Gemarkung, wo die Stollhofener sich Wiesen erwarben
, weil sie mit dem heimischen Besitz nicht auskamen. Die Flurnamen,
die wir hier antreffen, zeigen auf eine vordem versumpfte Landschaft hin.
Auf den Rohrmatten wiegte sich einst das Schilfrohr im Winde. Die Riedmatten
enthalten den uralten Namen rhiot == Moor. Und die Speckmatten erzählen vom
Knüppeldamm — specke, den man zu ihrer Überquerung anlegte.

Die Bäche

Das sumpfige Gelände hat seiner Zeit der geniale Markgraf Ludwig Wilhelm
klug ausgenützt, um gegen die anmarschierende Franzosenarmee einen natürlichen
Verteidigungswall zu schaffen. Die Hauptrolle war dem Sulzbach zugeteilt, in dem

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