http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0203
Thurn-Taxische Post
An der durch den Westrand des Dorfes führenden Bundesstraße steht ein Haus
mit einem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Posthorn. Es erinnert an die
Zeiten, da die reichsfürstliche Familie Thurn-Taxis das Postmonopol in Deutschland
besaß. Land auf, Land ab fuhren ihre gelben Wagen. Schön war so eine
Postfahrt in blütenduftender Frühlingszeit. „Und von flinken Rossen vier scholl
der Hufe Schlagen, die durchs blühende Revier trabten mit Behagen", singt
I Lenau in seinem Postillon. Weniger romantisch ist die Fahrt bei stürmischem
Regenwetter oder an kalten Wintertagen. In Stollhofen wurden die Pferde gewechselt
; noch heute sieht man im Gemeindehaus nebenan die Ställe, wo die
Pferde standen. Der Eigentümer des Hauses, Herr Müller, besitzt noch Briefe aus
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, vergilbte Kalender aus den Jahren
1764, 1766, 1771 und 1773. Darin hat der Posthalter Jörger fein säuberlich in
Gulden, Schilling, Kreuzern die Einnahmen eingetragen, sie enthalten auch Notizen
privater Art, z. B. daß ihn der Krämer betrogen, daß seine Kuh gerindert hat, im
Frühjahr 1766 fehlte es wiederholt an Brot, auch Einträge in französischer Sprache
finden sich. Ein Postbüchlein aus den Jahren 1798/99 gibt Aufschluß nicht bloß über
Gebühren, sondern auch über einen weiten Verkehrskreis. Als Posthaltestelle hatte
Stollhofen damals noch eine gewisse Bedeutung.
Uberschattet von der Kirche liegt das Dorf, in majestätischer Erhabenheit beherrscht
sie die Häuser, ihr Zwiebelturm fesselt in seiner Einmaligkeit das Auge.
Haus mit Posthorn
Religiöse Mittelpunkte
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