Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 207
(PDF, 77 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0209
nicht frei über seinen Grund und Boden verfügen und hing überdies mit seinem
ganzen Herzen an der gewiß nicht reichlich bemessenen Grundlage seiner Existenz.
Noch heute gibt der Bauer mit einem Acker oder einer Wiese, die aus irgendeinem
Grund verkauft werden muß, auch ein Stück seines Herzens her. Die Ausbeute an
„Seelgerät" dürfte demnach recht mager ausgefallen sein. Immerhin mag besagtem
Priester einiges gelungen sein, denn er mußte nach seinem Absterben auf all den
Grundstücken, die er seinem Kloster durch die sündhafte Handhabung seiner geistlichen
Gewalt errafft hatte, umgehen. Er wurde demnach an verschiedenen Orten
gesehen, vornehmlich auf den Feldern bei der Leichbösch im Banne Ottarsweiler
und auf den Bannen Unzhurst, Breithurst und Lindenkirche, teils mit feurigen
Augen oder feurigen Schuhschnallen, teils, so auf dem Gebhardsberg ob Waldstegen
, welcher Ort heute Neusatz heißt, mit dem Kopfe unter dem Arme, stets
mit schwarzer Kutte — gemeint ist ein bis zu den Füßen reichender schwarzer
Wettermantel — über dem Chorhemd.

Aber nicht als von seiner Schuld bedrückter Büßer geht der „schwarze Pfaff"
um, er stellt vielmehr den Leuten, welchen er begegnet, allerlei Ärger an: den Fuhrleuten
setzt er sich auf die Langwiede, also daß die Pferde es nicht mehr erschnaufen
können; den Fußgängern hängt er sich auf den Buckel, bis ihnen die Luft ausgeht
oder sie in Ohnmacht zu Boden fallen. Ein Beichtkind in Maria Linden schlägt er,
als das Mädchen sich nach erfolgter Absolution bekreuzigen will, ins Antlitz. Einem
Manne, so nach Mitternacht eine im Murgraben schwimmende Ente greifen will,
haut er eine Watsche hin, also daß er in den Graben fällt; im gleichen Augenblick
ist die Ente verschwunden. Der Gezüchtigte ist des Glaubens, die Ente sei der
„schwarze Pfaff" gewesen. Einen Breithurster Bürger führt der „schwarze Pfaff"
auf dessen nächtlichem Heimweg im Scheine des Mondes bis zur Morgendämmerung
irre. Am schlimmsten spielt er einem Waldstegener mit, der ihn am Rande der Leichbösch
im Übermut angerufen hat: er wird in die Luft geschleudert und erwacht
anderen Morgens in den Reben des Fremersberges.

Obwohl der boshafte Geist mehrmals unschädlich gemacht wurde — ein Bischof
hat ihn in ein Fläschchen gebannt, solches in ein Faß geschlossen und selbes in dem
Klosterkeller zu Ottersweier vermauern lassen. Auf der Yburg ist er in ein Faß
geschworen worden, und wieder ein Bischof hat ihn in ein Kamin gesperrt. Er ist
aber immer wieder freigekommen, zuletzt nach einiger Läuterung: Einer Milchfrau
, so ihm in der Geisterstunde zwischen Bühl und Ottersweier beinerne Kegel
aufsetzen mußte, lohnte er die Arbeit durch einen Totenkopf voll Dukaten. Nach
dieser Abkehr vom Bösen erscheint er nur noch bei der Leichbösch als frommer
Büßer, zuletzt legt er das geistliche Gewand ab und schlüpft in das Habit des
Kaminfegers: Ein Neusatzer, welcher in einer Winternacht vom Bühler Viehmarkt,
allwo er ein Stierlein verhandelt hatte, heimkehrte, ersah den Geist am Wegrande
in der Rückansicht. In heller Angst begann er mit der Beschwörungsformel: „Alle
guete Geischter lobe . . ." Der Geist wandte sich, einiges an seinen Kleidern ordnend,
gegen den schlotternden Mann und sprach:

„Nicht fürchte, o Wichtlein, in mir büßenden Geisterkaplan:
Als Mensch der Kaminfeger auch muß ja das Wasser abschla'n!"

207


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0209