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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 210
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kommt der „schwarze Pfaff" gar dazu, ein Mädchen, das im Begriffe ist, die ihm
vom Beichtvater auferlegte Buße zu verrichten, zu züchtigen? Daß der „schwarze
Pfaff" schließlich noch als Ente gehen muß, ist völlig unwahrscheinlich, denn
Gewässer und ihre Forellen unterstanden dazumal den weltlichen Herrschaften,
und mit denen hatte der Leutpriester der Jesuitenresidenz nichts zu tun.

Wer einen Geist bannen will, muß seiner erst habhaft sein, denn aus freien
Stücken dürfte er sich nicht in eine Flasche habe sperren und zusammenpressen
lassen — und wie soll ein Geist, der doch nicht Stoff ist, gefaßt und festgehalten
werden? Noch ein Bedenken aus dem Gebiete des kanonischen Rechts: Ob es dem
für die Gegend von Bühl zuständigen Bischof von Straßburg zuzumuten gewesen
wäre, sich mit der Festsetzung eines Geistes zu befassen, der zu Lebzeiten
nicht sein Diözesan gewesen war, ist reichlich fraglich; das wäre Sache des Ordensgenerals
gewesen. Die Sage vermeidet auch in beiden Fällen der Bannung, den
Namen oder wenigstens den Amtssitz des Bischofs zu nennen.

Interessant ist die Einstellung des Volkes zu einer etwa gleichlaufenden, ebenfalls
den Geländeerwerb durch einen Priester in den sechziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts betreffenden Sage. Es ist die Gründung des Klosters Neusatzeck
durch Pfarrer Bäder in Neusatz. Er war ein Seelsorger von besonderem Eifer.
Otto Stemmler schreibt in seiner „Geschichte der altbadischen Gemeinde Neusatz"
folgendes: „Mit Bäder beginnt eine gründliche Erneuerung des religiösen Lebens
in der Gemeinde, besonders durch Einrichtung von Bruderschaften, Missionen
u. dgl.; auch wird er der Gründer des Neusatzecker Klosters. Ausgangspunkt der
klösterlichen Niederlassung war ein altes Bauernhaus, das Bäder mit einigen das
Haus umgebenden Grundstücken zumeist aus mildtätigen Stiftungen käuflich erworben
hatte. Für den Bau eines Kirchleins stiftete er 3000 Gulden. Die Niederlassung
wuchs, gefördert durch die Energie Bäders, rasch weiter. Weil der Gründer
von Beginn seines Werkes an auf die Heranbildung feldbauender, hauswirtschaftlicher
und hausgewerblicher Dienstboten Bedacht genommen hatte, bemühte er sich
um den Zukauf weiterer Grundstücke, er baute eine Mühle und errichtete eine
Bäckerei, eine Weberei und eine Schuhmacherwerkstätte. Die in dieser Schule
Ausgebildeten, meistens Waisen, wurden dem freien Erwerb zugeführt. Gebrechliche
oder Krüppelhafte aus dieser Schule verblieben in der Niederlassung."

Der seelsorgerische Eifer des neuen Pfarrers stand in starkem Gegensatz zu dem
des durch Krankheit geschwächt gewesenen Vorgängers, er erregte das Mißfallen
des staatskirchlich gesinnten Bürgermeisters und dessen Gemeinderats, und gegen
seine (übrigens erfolgreiche) Strenge in der Verminderung der recht zahlreichen
unehelichen Geburten wandten sich nicht nur die Kindsväter, sondern auch solche
Bürger, die durch „Ersteigerung" elternloser Kinder ihr Einkommen aufzubessern
gewohnt waren. Gegen den stark anwachsenden Kirchbesuch durch Fremde, die
Bäders Predigten hören wollten und die nach des Bürgermeisters Ansicht „den
Einheimischen die Plätze wegnahmen", und gegen Bußfertige, die von auswärts
an den Samstagen noch spät abends zur Beichte kamen, schritt der Bürgermeister
durch vom Bezirksamt beorderte Gendarmen ein!

Als Pfarrer Bäder gar noch Grundstücke für seine Klostergründung aufzukaufen

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