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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 224
(PDF, 77 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0226
Hanfbau und Hanfverarbeitung
im Spiegel der Flurnamen

Von Ernst Schneider

Im Wirtschaftsleben der Ortenau nahm der Anbau von Hanf und Flachs eine
wichtige Stellung ein. Der Hanfbau bildete eine Hauptnahrungsquelle der Einwohnerschaft
. Jahrhundertelang wurde der badische Hanf exportiert. Gegen Ende
des 19. Jahrhunderts konnte der badische Hanf mit dem ausländischen nicht mehr
konkurrieren. Alle Versuche, den Hanfbau zu halten, hatten keinen Erfolg 1). Die
Bedeutung, die der Hanfbau in den einzelnen Orten und vor allem in Handelsmittelpunkten
hatte, geht aus den verschiedenen Bestimmungen und Ordnungen
über den Anbau, die Verarbeitung und den Verkauf des Hanfes hervor. In Bühl2)
bestand bis gegen 1800 die Zunft der Weber, Stricker und Hänfer. Die Hänfer
wohnten in dem alten Ortsteil Hänferdorf; an sie erinnert noch die Hänferstraße.
Nach dem Bühler Amtslagerbuch von 1533 3) gab es in Bühl 11 Plaueln oder Hanfstampfen
, deren Inhaber den Plauelzins entrichten mußten. Es werden u. a. genannt:
blüwell müll gen. Malmüllin; blüwmüll am lampertsberg; blüwmüll inn Erlin; vß
siner blüwel müll vff der allmend; die wasen blüwel müll (abgegangen); Sygels
Blüwmüll (abgegangen).

Das 1507 abgefaßte und mit späteren Zusätzen versehene Bühler Polizeibuch 4)
enthält Ordnungen der Hänfer und des Hanfkaufs 5), eine „Abrechnung" über
einige zu ändernde Artikel in der Hänferordnung sowie eine „Ordnung" waß
gestallt die müller vnndt henffer von einer mühlen zur andern, die deüchhammen
vnndt bäch, jahrs, damit nit schaden des waßers halben in Bühel geschehe, haltten
vnndt räumen sollen" vom Jahre 1596. Im Jahre 1540 wurde zwischen den Hanfpflanzern
zu Bühl, Oberweier, Vimbuch und Oberbruch einerseits und denjenigen
von Steinbach ein Vertrag geschlossen, der den Wasserzufluß in die Hanfrözen
regelte"). Auch in Achern bildeten die Hänfer eine Zunft. Am 26. Januar 1578
beschlossen sie eine Hänferordnung 7). In Achern (mit Oberachern) gab es früher
10 Plauein.

Fragt man nach dem Weiterleben des Hanfbaues und der Hanfverarbeitung in
der Flurnamengebung, so läßt sich feststellen, daß vor allem die Hanfverarbeitung
— die Einrichtung der Plaueln und Rözen — ihre Spuren in den Flurnamen hinterlassen
hat. Was versteht man unter Plauel?

Das „Badische Wörterbuch" von Ernst Ochs nennt unter dem Stichwort
„Bleuel" (1. Bd., S. 262) u. a. die Bedeutung „Stampfmühle für Hanf und Flachs,
mechanische Hanfstampfe" (mhd. bliuwel, ahd. bliuwil m., vielleicht *bliuwila f.).

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