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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: VII
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Lukas Müller zu ehrendem Gedenken

Das Leben Lukas Müllers vollzieht sich in den Bahnen des Aufstiegs vom
Kleinbauerntum hin zu größerem und nachhaltigem Wirkungskreis, den in
der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert die „Stadt" bietet und ermöglicht.
Aber dieses Leben ist zugleich ein außerordentlicher Gang geworden durch
die Festigkeit der Wesensart Müllers, durch seine bestimmte und unbeugsame
Haltung im Politischen, das sich vom Beruflichen nicht trennen ließ.

Der Vater Müller stammt aus Mühlenbach, die Mutter aus dem altheimischen
Geschlecht der Acker in Zell(-Weierbach). Lukas ist hier am
9. November 1887 geboren und besuchte die Volksschule des Dorfes. Im
Jahre 1902 trat er in die Lehre als Schriftsetzer bei der Druckerei Reiff in
Offenburg ein, wo sein Fleiß und sein sicher schon damals an den Tag
tretendes Streben nach Vervollkommnung seines Wissens und der Beherrschung
der technischen Fertigkeiten vom „alten Reiff" wohl bemerkt worden
ist, der ihm auch den Rat gab, nach der Lehrzeit auf die „Walze" zu
gehen. Die Wanderschaft bedeutete ja gerade in der Zeit der Freizügigkeit
und bis in den Anfang unseres Jahrhunderts hinein, noch vor dem Entstehen
der Großbetriebe, dem jungen Menschen die einzige Möglichkeit zu
späterem Aufstieg aus eigener Kraft. Weite Wanderwege führten den Buchdruckergesellen
in die Schweiz, nach Frankreich, Italien und bis Sizilien.
In Palermo dachte er an die Heimkehr. Aber ihm genügte nicht mehr, bei
dem alten Lehrherrn wieder anzukehren und im kleinstädtischen Offenburg
zu bleiben. Ziel und auf Jahre hinaus fester Platz wurde Heilbronn: hier
ist auch seine — noch heute unvergessene — Anteilnahme am politischen
Geschehen, die durch die Fremde und durch die ihm dort, wenn auch in
anderen Ausprägungen begegnende Gewerkschaftsbewegung und durch die
sozialistische Strömung verschiedenster Richtungen angeregt war, gegründet
worden. In seinem Beruf wurde er tätiger Mitarbeiter am lokalen Teil der
Redaktion des „Neckar-Echos", nachdem er die erste Zeit noch als Drucker
beschäftigt war. Nun sah der Redakteur Müller vor sich die Fülle sozialer
Aufgaben, die ihn menschlich angingen und ihm beruflich nahestanden, die
alle nach Lösung verlangten. Hier ist daran zu erinnern, daß Dr. Theodor
Heuss in den gleichen Jahren in leitender Stellung an der „Neckarzeitung"
wirkte. In die Zeit raschen Aufstiegs der Stadt Heilbronn und entscheidender
Auseinandersetzungen zwischen süddeutsch-liberalen und sozialdemokratischen
Anschauungen dürfen wir die Bekanntschaft dieser beiden Männer
setzen, die trotz aller Verschiedenheit der politischen Auffassungen
zu aufrichtiger und bleibender Wertschätzung geworden ist. Die sozialen
Aufgaben jener Ubergangsjahre Heilbronns mit seinem soziologisch gebundenen
und lang bewahrten Weingärtnerstand zur Stadt mit einem neuen,
eben sich entwickelnden industriellen Arbeiterstand führten notwendigerweise
zu umfassender sozialer Wirksamkeit Müllers für die gesamte Bürger-


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