Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 14
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0026
suche der Zeit des karolingischen Landesausbaus zuweisen. Die herrschaftlichen
Gewalten, zumal die reich von Königtum und Adel ausgestatteten Klöster,
nehmen starken Anteil und fügen die Wälder und Forste in ihre Grundherrschaft
ein, indem sie der grundherrlichen Hofgenossenschaft beschränkte Nutzung, jedoch
unter Vorbehalt der Hoheitsrechte, gestatten. Dagegen ist in den Waldmarken,
auch wenn frühe, ungeregelte Nutzformen weiter zurückreichen, deutlich eine
gemeinsame ordnende Hand zu verspüren. Wenn wir die Waldhufensiedlungen
im südlichen Schwarzwald, etwa im Gebiet von St. Blasien, St. Peter und
St. Märgen, mit den Erscheinungen in der Ortenau vergleichen, drängt sich die
Suche nach einer Macht auf, die einmal diese Landstriche in einer Hand vereinigte
; und damit stoßen wir auf die Zähringer. Es ist, zumal nach den
Forschungen von Theodor Mayer24) und Heinrich Büttner, welch letzterem
auch das teilweise parallel laufende elsässische Material zur Verfügung
stand 25), kein Zweifel, daß, was im Elsaß vor allem die Staufer vollbrachten,
diesseits des Rheins das Werk der Zähringer ist. Der altberühmten und vielbehandelten
Städtepolitik der Zähringer entspricht offenbar eine zweite Form der
Binnenkolonisation: eben die Erschließung der Waldreserven in der Gebirgslandschaft
des Schwarzwaldes. Ganz so unter machtpolitischen Aspekten, wie die
beiden genannten Historiker es taten, möchte ich die Vorgänge allerdings nicht
betrachten. Es ging nicht nur um die Festigung herzoglicher Macht, sondern zugleich
um sinnvolle Zusammenfügung bäuerlicher Rodungstätigkeit.

Damit sind wir, auch wenn in einem zeitlich und sachlich sich notwendigerweise
beschränkenden Vortrag nicht in Einzelheiten der Forschung eingetreten werden
kann, in der Lage, die große Linie andeutungsweise aufzuzeigen. In die sagenhafte
germanische Zeit reichen die genossenschaftlichen Erschließungen beider
Waldreserven, der Ebene- oder Auwälder auf der einen, der Schwarzwaldtäler
auf der anderen Seite, in keinem einzigen Fall nachweisbar zurück. Wir haben es
bei den Auwäldern mit einem langwierigen Entwicklungsprozeß zu tun, der
mit der fränkisch-karolingischen Kolonisation beginnt und an dem die Grundherrschaft
entscheidenden Anteil hat. Die Auseinandersetzungen ziehen sich
hier bis in das Spätmittelalter, die Teilungsvorgänge schließlich bis in das beginnende
19. Jahrhundert hin. In Schichten verläuft aber auch die vornehmlich
durch bäuerliche Genossenschaften vollzogene, von herrschaftlichen Gewalten geförderte
Erschließung der Schwarzwaldtäler und -hochflächen;
hinter den relativ spät beginnenden Erscheinungen steht hier eine jüngere Herrschaftsform
, die Landesherrschaft. Unten, in der Ebene, ging es vorab um
Melioration, um Ausdehnung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen. Oben im
Schwarzwald legte man in Form von Waldhufen reue Bauernhöfe an; gleichzeitig

24) Etwa Th. Mayer, Besiedlung und politische Erfassung des Schwarzwaldes im Hochmittelalter,
ZGOberrhein 91 (NF. 91, 1939) S. 500 ff.; jetzt wieder abgedruckt in: Mittelalter!. Studien, Gesammelte
Aufsätze (1959) S. 404 ff.

25) H. Büttner, St. Georgen u. d. Zähringer, ZGOberrhein 92 (NF. 53, 1939/40) S. 1 ff. in Verb,
mit Büttner, Geschichte d. Elsasses I (1939) und sonstigen Teilstudien desselben Verf. zur oberrheinisch-
elsässischen Geschichte des Hochmittelalters.

14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0026