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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 25
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angestellte Huldigungssonett bereits enthüllt, in dem ein gewisser Sylvander die
Identität zwischen dem „Grimmleshauser" und dem Verfasser einer Reihe simpli-
cianischer Schriften aufdeckte. Aber damit war nicht mehr gegeben als ein bloßer
Name, der ohnedies, bei der Nebenrolle der höfischen Romandichtung in Grimmelshausens
literarischem Gesamtwerk, alsbald in Vergessenheit geriet. Erst als sich
urkundliche Zeugnisse zu dem Namen anfanden, lichtete sich allmählich das biographische
Dunkel; in unermüdlichem gelehrtem Spürsinn hat die Grimmelshausen
-Forschung seit 1837 Steinchen an Steinchen legen und Werk, Leben und
Persönlichkeit des großen Dichters erschließen können.

Grimmelshausen ist aus einer Gelnhauser Handwerkerfamilie hervorgegangen,
deren Ahnenreihe auf ein schon 1177 bezeugtes thüringisches Adelsgeschlecht zurückreichen
dürfte, das sich nach seinem Stammsitz im Meiningenschen de Grimol-
deshusen nannte. Während für die Jugendgeschichte des früh seines Vaters
Beraubten aus den Akten leider nicht viel zu gewinnen ist, eröffnet der Zusammenhang
mit dem Namen Schauenburg einen reichen Quell späterer Lebensnachrichten.
In dem Regiment zu Fuß, das der Kommandant der Festung Offenburg, Freiherr
Hans Reinhard von Schauenburg, als kaiserlicher Oberst 1639 anzuwerben hatte,
befand sich der junge Mußqvetirer Grimmelshausen, der im Winter vorher als
Dragoner des Feldmarschalls Grafen von Götz im Schwarzwald gelegen hatte. Seit
1645 ist er als Schreiber in der Regimentskanzlei des Obersten sicher nachweisbar.
Im Juni 1648 finden wir ihn als Regimentssekretarius des bayerischen Obersten
Freiherrn von Elter, der ein Schwager Schauenburgs war und als Oberstleutnant
in seinem Regiment gestanden hatte. Am 30. August des nächsten Jahres ging er in
Offenburg eine katholische Ehe ein und erhielt wenige Tage später durch das Vertrauen
seines ehemaligen Kommandeurs eine ehrenvolle Versorgung als Schaffner
des Sdiauenburgschen Gemeinbesitzes in dem Dorf Gaisbach im unteren Renchtal.
Nach zehnjähriger Schaffnertätigkeit, die er mit Pferdehandel und Weinbau sowie
dem Betrieb einer Gastwirtschaft verband, verlor er indes infolge des unberechtigten
Mißtrauens seiner Brotherren sein Amt und übernahm 1662 die Vogtei auf der
benachbarten Ullenburg, die ein angesehener und reicher Mediziner aus Straßburg,
Dr. Johannes Küffer d. J., sich als Sommersitz hatte herrichten lassen. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß der Burgvogt bei dem kunstsinnigen Hausherrn etwas vom
geistigen Leben Straßburgs zu verspüren bekam. Seit 1633 bestand dort der Dichterkreis
der „Aufrichtigen Tannengesellschaft", zu dem Küffer Beziehungen unterhielt
, und das Andenken des noch nicht lange von Straßburg weggezogenen großen
Satirikers Johann Michael Moscherosch, der im nahen Willstätt geboren war, wurde
in Ehren gehalten, so daß es nicht wundernehmen kann, wenn ein schriftstellernder
Autodidakt auf dessen Spuren kam. Aber schon im Frühjahr 1665 war es mit der
Burgvogtei zu Ende, und Grimmelshausen kehrte in sein altes Gaisbacher Haus
zurück, das er zur Wirtschaft „Zum Silbernen Stern" ausbaute. Er unterhielt seine
Gäste von allem, was er in der Welt gesehen hatte, und hörte von ihnen, was im
Volke umging. In den Rebleuten und Fuhrmännern der Umgegend, die bei ihm
einkehrten, fand der volkstümliche Erzähler sein erstes Publikum. Aber er begehrte



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