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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 65
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0077
Hundert Jahre Wiederaufbau
der Gemeinde Altenheim (1715-1815)

Von Hanna Kappus-M u 1 s o w

Als Ludwig XIV. von Frankreich am 1. September 1715 starb, war unser Land
zur Wüstenei geworden, wie er es gewünscht hatte. Seit 1675 waren immer wieder
seine Truppen mit Brennen, Morden und Rauben eingefallen. In den kurzen
Pausen zwischen den einzelnen Feldzügen kehrten zwar manche der geflohenen
Einwohner zurück und besserten die noch übrigen Häuser notdürftig aus; so
wurden 1684 vierhundert Boßen Stroh zum Schulhausdach, 1691 zwei Bücher
Papier für die Fenster im Schulhaus gekauft. Aber erst nach Ludwigs XIV. Tod
wurde es möglich, langsam, langsam unter schwersten Entbehrungen durch harte
Arbeit wieder in die Höhe zu kommen.

Wie groß die Armut in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts war,
zeigen die Nachlaßverzeichnisse und Erbteilungsverträge, die das General-Landesarchiv
in großer Zahl aufbewahrt. Da kann es vorkommen, daß als einziger
Grundbesitz genannt ist: „Eine leere Hofstatt, darauf vor Zeiten ein Häuslein gestanden
"; oder bei Aufzählung des Hausrats: „Schreinwerk: — Nichts; die Bettstatt
, so vorhanden gewesen, ist im letzten Krieg verbrannt." Bis weit ins 18. Jahrhundert
hinein blieb der Hausrat sehr dürftig und die Zahl der nötigsten
Arbeitsgeräte klein; außer dem Essigfäßchen war gewöhnlich nur ein Faß von
mäßiger Größe vorhanden. Die Zahl der Schweine und der Hühner war auffallend
klein, die der Pferde ungewöhnlich groß; um die Mitte des 18. Jahrhunderts
hatte mancher Bauer 5—7 Pferde, 3—5 Stück Rindvieh und 6—8 Hühner.
Auch die Bücher wurden in den Nachlaßverzeichnissen genannt, wenn solche vorhanden
waren; etwa die Hälfte aller Haushaltungen war ohne Gesangbuch;
Bibeln, meist im größten Format, besaßen einige Bauern und der Herr Schulmeister
, sonstige Bücher im ganzen 18. Jahrhundert niemand als der Herr Pfarrer.

Während den vielen Kriegsjahren war es nicht möglich gewesen, die Gemarkung
vor den Fluten des Rheins zu schützen und die Werpen (Dämme) instand zu
halten. Selbst die Grenzsteine konnten nicht, wie in Friedensjahren, bei Hochwassergefahr
zurückgenommen werden, sondern wurden samt dem Ufer, auf dem
sie standen, weggerissen, so daß nachher niemand mehr genau wußte, wo die
Grenzen der Rheingemeinden verliefen. Dies führte zu Streitigkeiten und Prozessen
. Zwischen den Armen des Rheins lag der Kühgrün, „eine Rhein Insul,
seit unvordenklichen Jahren teils verlehnt, teils Weide, teils Verkauft von Holz und

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