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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 67
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0079
Der polnische Erbfolgekrieg (1733—35) brachte für Leib und Leben
der Altenheimer wenig Gefahr; wohl flohen ein paar Vorsichtige wieder nach
alter Gewohnheit in die Hecken, kehrten aber bald zurück. 1733 mußten Altenheimer
in Söllingen bei Stollhofen schanzen, doch erreichte der Schultheiß Konrad
Engel deren Entlassung gegen entsprechende Geldspenden; auch die Zahl der angeforderten
Kühe konnte er um 24 herabdrücken. Im folgenden Jahre brauchte
der Schultheiß seine ganze, offenbar hervorragende Gewandtheit, um die Gemeinde
etwas zu entlasten, denn jetzt kamen die Forderungen von allen Seiten:
der Breisacher Kommandant von Root wünschte Schänzer, Eichen, Faschinen,
Schanzkörbe und Pfähle, der Prinz von Zollern für die Schwarzwaldlinie Menschen
und Material, und von Kehl her verlangten die Franzosen Kontributionen,
besonders Fuhrwerke. Schultheiß und Heimburger machten manchen Ritt nach
Lahr und Straßburg und erklärten jeder der kriegführenden Mächte, daß sie
bereits für die Gegenpartei alles liefern müßten, was irgend aufzubringen sei. Im
Frühjahr 1734 suchte der Schultheiß den französischen Intendanten in Speyer, traf
ihn aber nicht an und folgte der Armee während des Angriffs auf die Mühlburger
Linie, bis er in Rastatt den Intendanten traf. Der Erfolg der Besprechung muß
ungenügend gewesen sein, denn am 19. Mai brach der Schultheiß wieder auf und
verhandelte in Bruchsal mit den Franzosen; deren Forderungen waren ihm immer
noch zu hoch, weshalb er nochmals heimkehrte und am 3. Juni seine dritte Reise
antrat, auf nach Speyer, „woselbsten ich eine solche Unpäßlichkeit empfunden, daß
ich am 13. Juni nach Rheinhausen mit vieler Mühe gegangen". Diese Reise von 1414
Tagen kostete „zu meinem größten Verdruß 65 Pfund*) 2 ß 6 4, Doktors und
Apothekerskosten zu geschweigen". Doch hatte sie sich diesmal gelohnt; z. B. begnügten
sich die Franzosen jetzt statt der verlangten 7500 Faschinen und 750
Wellen Flechtgerten mit 1000 Faschinen und 105 Wellen Flechtgerten. Die Herrschaft
Lahr forderte 14 500 Faschinen und 1500 Wellen Flechtgerten, doch ist dem
Diätenbuch des Schultheißen nicht zu entnehmen, wieviel wirklich geliefert wurden.
Man drückte sich, so gut man konnte. Einmal ist Botenlohn gebucht für einen
„Botten von Speyer, deren außgerißenen Schäntzern wegen". Einen Angriff,
welchen die Franzosen den deutschen Gegnern androhten und welcher Altenheim
gefährdet haben würde, konnte der rührige Schultheiß durch seine Vermittlung
verhüten. Gelegentliche Verehrungen von spanischem Wein, Fischen, „Antvögeln"
und Kapaunen unterstützten seine diplomatischen Bemühungen; dem Heukommissar
in Kehl wurde ein wilder Schweinskopf gespendet, „um keine Beschwerden
wegen der Heulieferung zu bekommen".

Nach diesem Kriege ging es langsam aufwärts. Man konnte ohne Gefahr säen
und ernten. Zu den Feldfrüchten gehörten um diese Zeit Erbsen, Bohnen, Welschkorn
, Hanf und Maagsamen. Für die zunehmende Bevölkerung mußte Wald- und
Weideland zu Äckern gemacht werden. 1760 wurden 196 Bürger und 21 „Wittweiber
und Männer" gezählt; diese bezahlten 614 Pfund „Neubruch Güther Zinß"
für 1446% Sester Land, wovon ein Bürger etwa 5—10 Sester, eine Wittfrau 1 K>—2

*) 1 Pfund ~ 20 Schilling ä 12 Pfennig, wie in England.

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