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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 74
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Altenheimer Bürger veräußert wurden, als „Erbzinsgüter" noch im Eigentum der
reichsunmittelbaren Ritter; erst von diesem Jahr an konnten sie in den vollen
Besitz der Käufer übergehen. Seitdem die Rohrburger Grundherren auswärts
wohnten, ging das Örtchen zurück. Die Bewohner, für die um 1770 ein eigener
junger Schulmeister angestellt war, nahmen ab, die alte Burg, eine kreisrunde
Anlage, verfiel, die Häuser wurden abgetragen und überführt, allein die Mühle
und die Flurnamen sind von der alten Reichsritterherrlichkeit übrig.

Dagegen nahm Altenheim stetig zu; 1790 hatte es schon 287 Bürger und 37 Wittweiber
, also in 30 Jahren eine Zunahme von rund 50 vom Hundert. Aber auch die
Mannigfaltigkeit der Lasten und Abgaben wuchs. Es wurde jetzt auch Klee- und
Rübszehnten erhoben; nach Lahr mußten Spatzenköpfe und Fröschenzins gebracht
werden. Die Gerichter sammelten im ganzen Dorf für den Bau der reformierten
Kirche in Wiesbaden. „Wegen Vermählung der Prinzeß Christiane zahlte die
Gemeinde dahin an Fräulein Steuer" von 1791 —1795 zusammen 1009 fl. Fröner
führten mit 70 Wagen Kies auf die Landstraße zu Hugsweier, mit 16 Wagen Steine
vom Altvater bei Lahr nach Allmannsweier. Die Gemeinde spendierte vier Männern
je eine Maß Wein für das Führen von drei Hirschen und einem Wildschwein.

1792 hatte die Gemeinde, nach Abzug des Schlafgeldes, 957 fl. 7 ß 5 Kriegskosten
, 1793 erhielt sie Schlafgeld für 615 Mann.

1794 wurden, anscheinend zum erstenmal, fünf Rekruten aus Altenheim eingezogen
; sie verzehrten beim Stubenwirt auf Gemeindekosten in 3 Tagen Stärkungen
für 81 fl. 3 ß 6 was der Rechnungsprüfer „unglaublich" fand (in jenem
Jahr kostete 1 Ohm Wein im Großen 5 %—6 fl., im Ausschank 10 fl., so daß pro
Mann und Tag der Wert von mehr als % Ohm Wein angerechnet war). Beim
Abschied verehrte die Gemeinde den Rekruten 41 fl. 2 8 6 Bargeld und gab
ihnen zwei Deputierte mit nach Wiesbaden, was weitere 80 fl. 5 ß 4 kostete.
„Endlich wurde den 105 Männern vom löbl. Kreisregiment Wolfek, welche als brave
Freiwillige einige 50 Franzosen, die bereits auf den Kühgrün herübergedrungen
waren, wieder zurück gejagt haben, ein Trunk Weins gereicht" für 21 fl. 1795 betrug
der Reinverlust durch „militärische Angelegenheiten" bereits 2576 fl. 9
1797/98 entlehnte die Gemeinde „zur Bestreitung der nötigen Kriegsunkosten"
11339 fl. und verkaufte Almendplätze für 6244 fl. 2 ß. „Bei abermaliger Französischer
Retirade wärend 14 Wochen an die Wirtszehrung drauf gegangen" sind
6821 fl. 2 ß 9 <$>. 1799 wurde „von beiderseitigen Kriegs Völkern verzehrt, erpreßt
und ruinirt" 13 555 fl. 2 ß 1 Die Gemeinde half sich weiter mit Landverkäufen
und Anleihen, die sie mit 5 % verzinste. Während die Gemeindekasse
immer leerer wurde, muß sich der Wohlstand vieler Einwohner gehoben haben;
manche Altenheimer und besonders auch Willstätter Bürger konnten der Gemeinde
beträchtliche Summen vorstrecken.

1803 fiel Altenheim an Baden. Der neue Landesvater Karl Friedrich ließ zunächst
Erhebungen über die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse machen,
z. B. über das Erbrecht; damals fiel, wie noch heute, der elterliche Hof an den
jüngsten Sohn oder, wo kein Sohn war, an die älteste Tochter, doch mußte der

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