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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 166
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das aber — den häufigen Klagen nach zu schließen — wenig Beachtung fand. Der
Verkauf der Waldbauernflöße an die Wolfacher Schifferschaft stand unter landesherrlicher
Aufsicht, „damit kein Theil vernachtheiligt werde". Die Schätzung
dieser Amtsleute mußte respektiert werden — „bei Poen von 3 Pfund Straßburger".
Ganz streng waren die Bestimmungen über die Erblichkeit des Flößereigewerbes
vom Vater auf den Sohn oder den Schwiegersohn, vom Ehemann auf den zweiten
Mann der Witwe.

Gegen 1600 sinkt der Holzhandel ab, weil die Murgschifferschaff mit dem Holzkönig
Jakob Kast an der Spitze das Geschäft ganz an sich reißen konnte. Das ging
so bis zum Neuaufschwung des „Holländer"-Handels im 18. Jahrhundert. Die interessantesten
Aufzeichnungen über die Flößerei im Wolf- und Kinzigtal finden
sich in den Tagebüchern des Priors von Rippoldsau und späteren Abtes von
St. Georgen, Georg Gaisser, der sich überhaupt mit allen Lebensgewohnheiten der
Wolftäler bestens vertraut zeigt und sich rückhaltlos über die Menschen seiner Zeit
ausspricht.

Der Ruf der Wolftäler als Holzhauer und Flößer wuchs durch die Jahrhunderte
ständig, oft wurden sie als Fachleute selbst ins Ausland geholt. Das
steigerte sich derart, daß z. B. nach 1870/71 eine Gruppe von 150 Rippoldsauer
Männern nach Siebenbürgen geholt und dort großenteils seßhaft wurde.

Aus dem 16. Jahrhundert freilich hören wir fast nur Klagen über die Waldarbeiter
von Rippoldsau. So erschienen 1592 die Kir.zigtäler Amtsleute vor Graf
Albrecht von Fürstenberg und führten Klage, daß diese Untertanen übel haushalten
würden; vor allem wird ihnen vorgeworfen, sie hätten „zu viele Geißen".
Diese Ziegen hatten sie wohl angeschafft, um ihren armseligen Küchenzettel durch
deren Milch wenigstens etwas abzuändern. Aber der Fürst war gegen eine neue
Vorschrift; die Holzhauer baten, die Strafe für dieses „Vergehen" zu erlassen, und
versprachen, sich fortan untadelig zu verhalten. Aber der Graf möge ihnen in
seiner Huld mehr Vieh zubilligen. — Der Rippoldsauer „Bader" war auch beauftragt
, das Kloster Wittichen mit Fleisch zu versehen; das nötige Schlachtvieh
mußte er sich bei den Rippoldsauer kleinbäuerlichen Betrieben kaufen. Im Sommer
machte ihm sein Auftrag wenig Schwierigkeiten; im Winter aber mußten die
Nonnen öfters Abstinenztage einlegen, weil die verschneiten Wege für den Fleischlieferanten
nicht passierbar waren. Ihr Verwalter mußte sich deshalb beklagen,
zumal auch alles Fleisch von „liederlichen, schmalen rindlin", Kühen oder Schafen
stamme. Aber der biedere Verwalter ließ mit sich reden; er durfte ab 1588 in
Rippoldsau kostenlos Sauerwasser trinken, den Nonnen ging es auch bei magerem
Fleisch weiterhin recht gut. Doch der Viehzucht in Rippoldsau war damit ein
schlechtes Zeugnis ausgestellt. Daß die Rippoldsauer schlechte Züchter waren, zeigt
auch die Tatsache, daß die Fürstenberger ihr Weideland ebenda meist an Auswärtige
verpachteten, so 1555 an Claus Gothart von Dornstetten und Gerius
Schwenk aus Röthenbach. Sie mußten die Weide „mit uffrömung der windgefell,
stein, velsen und andern geschlag, damit man von einem ort zum andern weg
haben möge", verbessern.

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