http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0232
Die Ritterschaft der Ortenau
in der spätmittelalterlichen Wirtschaftskrise*)
von Hans-Peter Sattler
Einleitung
Kapitel I. Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse von sechzehn ritteradligen
Familien der Ortenau
Kapitel II. Vermögensgröße und -Verschiebungen, geographische Streuung und
Struktur des Besitzes der Ortenauer Ritterfamilien
Kapitel III. Der gesamtwirtschaftliche Zusammenhang
Ergebnis
Anhang Zusammenstellung der nachweisbaren Familienbesitzungen
Verzeichnis der Quellen und der Literatur
Verzeichnis der benutzten Quellen- und Literaturabkürzungen
Einleitung
Im 13. und 14. Jahrhundert findet die Ablösung der Naturaltauschwirtschaft
durch die Geldwirtschaft ihren endgültigen Abschluß. Anfänglich nur in den
Städten, ist nun auch auf dem flachen Lande das Geld alleiniger Wertmaßstab,
einzige Rechnungseinheit. Die Ausdehnung der Geldwirtschaft zieht nach sich eine
verstärkte Differenzierung des Warenangebots, eine wachsende Steigerung der
Bedürfnisse, eine immer mehr sich verfeinernde Nachfrage. Was bislang Luxusgut
war, wird mehr und mehr allgemeines Gebrauchsgut. Eine gewaltige Steigerung des
Geldbedarfs der Gesamtbevölkerung ist die Folge.
Der allmähliche Agrarpreiszerfall '), der sich dann ständig verstärkt, erschwert
der Bevölkerung des flachen Landes die reibungslose Umstellung auf die neuen
Gegebenheiten. Zwar gelingt es dem bäuerlichen Bevölkerungsteil, den Einnahmenschwund
für eine Weile wenigstens wettzumachen; der Bezieher abgeleiteter
Agrareinkommen aber, der gesamte Ritteradella), kann mit der Entwicklung nicht
Schritt halten und sieht sich in eine verzweifelte Situation getrieben. Seine Einkommen
zerrinnen zusehends: Die Naturaleinnahmen, die von den abhängigen
bäuerlichen Betrieben aufgebracht werden und in ihrer Höhe nahezu unverrückbar
festliegen, werden durch den Preisniedergang immer geringer an Wert; die gleichfalls
fixierten wenigen Geldeinnahmen werden durch eine neben dem Agrarpreis-
*) Audi als Heidelberger Dissertation (Philosophische Fakultät) 1962 gedruckt.
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