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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 44
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Wie sahen doch zumeist diese uralten Karrenwege aus, die schon vor und nach
den Römern benutzt wurden? Nun, sie zogen sich dem höheren Gelände im
Rheinvorland oder im Gebirge hart an den Berghalden entlang, benutzten die
vielen Furten, durch die die Wagen hindurchholperten, oder sie führten sogar
über die Bergrücken hinweg.

An den Furten und am Anfang der Bergstraßen mußte gerastet, gefüttert und
vorgespannt werden, also Grund genug, dort Gasthäuser oder Siedlungen zu
bauen. Und wer heute gemächlich durch das Land reist, sieht gerade an Brücken
und bei den einstigen Furten alte Wirtschaften, wo ehemals die schweren Lasten
auf mehrere Fahrzeuge verladen wurden, oder wo am Bergsattel vor der Talfahrt
die Gäule wieder ausgespannt wurden und ledig zurücktrabten.

Noch tief bis in das 16. Jahrhundert hinein gab es ja kaum Brücken, und
selbst dann, als Holzbrücken die Flüsse überspannten, wurden nach wie vor die
Furten eifrig benutzt, denn die meist arme Landbevölkerung sparte so den
Brückenzoll. Bei Hochwasser waren Furten, Brücken und Wege regelmäßig nicht
passierbar. Diese häufigen Überschwemmungen (1778 war z.B. das ganze Kinzigtal
eine Seefläche) ließen die Ufer der Bäche und Flüsse in den Seitentälern versumpfen
, oder sie veränderten unregelmäßig deren Lauf. Sie bildeten neue Inseln
und Altwasser, sie ließen neue Arme und Rinnsale entstehen. Daß darunter
Straßen und Verkehr litten, versteht sich. Zudem waren Äcker und Felder in den
mit Gestrüpp verwachsenen Talgründen kaum zu sehen. Mäandergleich wand sich
der Fluß von einer Talseite zur andern, und am Talausgang verkolkte zudem
jeder Wasserlauf. Dieser Wasserstau gab Salm, Plötze, Nase und Aal in den
Gumpen genügend Futtergründe, und die Inseln und Hurste dazwischen, mit
Rohr und Ried bestanden und mit Eschen, Erlen und Eichen, boten genug Versteck
für Luchs, Wolf und Wildkuder. Dieses Raubzeug wird oft genug die Viehherden
auf den Talweiden (auf alten Karten sind hie und da sogenannte Weidsteine
eingezeichnet) dezimiert haben.

Doch nicht nur durch Wasserkatastrophen lagen bis zu den Flußregulierungen
im 19. Jahrhundert die Wege im Argen; es kamen dazu die zersplitterten Herrschafts
- und Besitzverhältnisse über Jahrhunderte hinweg (Ende des 18. Jahrhunderts
führte die alte Kinzigstraße, um bei unserem Beispiel zu bleiben, durch
10 Herrschaftsgebiete), welche sich auf geordnete Straßenverhältnisse hemmend
auswirken mußten. Und wenn überhaupt an diesen Karrenwegen und späteren
Postkutschenchausseen etwas gemacht wurde, dann doch höchstens durch die bei
den Bauern so lästigen Fronden oder zusätzlichen Wegeabgaben, denn die Städte
waren zur Unterhaltung der Landstraßen verpflichtet. Die Reitpostkurse der Thum
und Taxis von Wien nach Paris führten z.B. zu Ende des 18. Jahrhunderts über
die Kinzigstraße nach Straßburg, und ohne Zweifel steht fest, daß davon der
Ortenauer Handel und Wandel profitieren konnte.

Von einschneidender Bedeutung für die Straßenverhältnisse waren später die
Eisenbahnlinien und die Begradigungen und Regulierungen unserer Schwarzwaldflüsse
(so erfolgten z. B. Kinzigdurchschnitte in der Hauptsache 1841, 1862—1895),
und sie dauern noch in der Neuzeit an. Die Folge war u. a. das Erliegen der

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