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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 89
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die Christa Rauscher aus Kuhbach, weiß sogar noch einige „Versicul" (Verse) und
kann sie singen.

Das Bild des alten Gegensatzes zwischen der Herrschaft Geroldseck und der
Herrschaft Lahr ist also all die Jahre hindurch dasselbe geblieben. Die Spannungen
haben sich seit der cronbergischen Zeit nicht vermindert, eher gesteigert. Dies
beweist auch das folgende Kapitel.

Flucht aus Lahr
1716

Eine Verwicklung höherer Art hat ebenfalls ihren Ursprung in dem kritischen
Grenzstreifen bei Kuhbach und steht in Zusammenhang mit der oben berührten
Frage nach dem Zehnten in diesem Bann und wem er zustehe. Seit alters suchten
die Lahrer hier einen Anspruch aufrechtzuerhalten.

Nun hatten sich im Frühjahr 1714 ein paar Lahrer Beamte in den Kuhbacher
Bann begeben, um den Stand der Saat zu besichtigen und ein Bild von dem zu
erwartenden Zehnten zu bekommen. Da sprengt plötzlich ein Reiter mit einem
Knecht auf sie zu, fährt sie grob an mit der Frage, was sie hier zu suchen hätten,
schimpft auf sie los „unter Fluchen und Sakramentieren", und zum Schluß erklärt
der bösartige Reitersmann (es ist der Geroldsecker Rentmeister Schmelzer, und
die Lahrer mögen ihn wohl kennen), wenn sie sich noch einmal hier sehen
ließen, werde er sie gefänglich wegführen lassen.

Mit tiefem Groll im Herzen kehrten die Lahrer ins Städtlein zurück und meldeten
den Vorfall den Amtleuten. Diese unternahmen zunächst nichts, und so sah
es danach aus, als werde die Sache einschlafen. Dasselbe dachte wohl auch der von
der Leyenische Amtmann Schmelzer, als er sich einige Zeit später geschäftehalber
nach Lahr begab. Aber dem war nicht so. Die Lahrer hatten sich den Kuhbacher
Vorfall wohl gemerkt, und als den Amtleuten zu Ohren kam, der Schmelzer sei
in der Stadt, ließen sie den Mann von der Straße weg festnehmen und setzten
ihn gefangen. Nun braucht man freilich nicht gleich an ein finsteres Verlies, an
eine Gefangenschaft bei Wasser und Brot denken. Dem Rentmeister wurde vielmehr
ein Zimmer im zweiten Stock der „Sonne" als Aufenthalt zugewiesen, er
hatte sich auf eigene Rechnung zu verköstigen und stand unter einer vermutlich
nicht allzu scharfen Bewachung. Damals schloß man ja am Abend die Stadttore,
und einer verdächtigen Person wäre es keineswegs leichtgefallen, das Städtlein
unbeschrien zu verlassen.

Inzwischen hatte der Herr von der Leyen in Erfahrung gebracht, wie es seinem
Rentmeister in Lahr ergangen, und voller Empörung wandte er sich an die vorderösterreichische
Regierungsstelle in Freiburg. Dort machte man sich daran, den Fall
zu überprüfen und ging dabei mit aller Sorgfalt vor, denn derartige Dinge mußten
mit Überlegung behandelt werden. Inzwischen saß der Rentmeister zu Lahr in
der Sonne fest, und die Zeit mag ihm ziemlich lang geworden sein. Auf wiederholte
Vorstellungen des Herrn von der Leyen wandte sich der damalige Guber-
nator der vorderösterreichischen Länder eindringlicher an Baden-Durlach und
verlangte die Freilassung des Gefangenen, der jetzt bald an die zwei Jahre in

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