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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 96
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0108
r.mtmannes und Hofrats Schmid in Seelbach als neuernannter Legationssekretär
anfangs Oktober 1806 in Frankfurt eintraf. Es war gerade für die Vertreter der
kleineren Länder wichtig, das Ansehen zu wahren und es den Großen gleichzutun,
damit man nicht über die Achsel angesehen wurde. Dies bringt auch die von der
Leyenische „Instruktion an den Gesandten zum Ausdruck", deren erste drei Punkte
lauten: 1. Unser Gesandter soli alle und jede gesandtschaftlichen Vorrechte und
Zuständigkeiten in Anspruch nehmen, welche den fürstlichen Gesandten gleicher
Kategorie zuteil werden, daß derselbe sich 2. in Ansehung des Zeremoniells bei
allen Gelegenheiten an dasjenige anschließe, was die übrigen im fürstlichen
Kollegium behaupten werden, und daß 3. derselbe sich bei fürstlichen Auffahrten,
Legitimationen, persönlichen Produktionen in Gala oder sonsten sich äußerlich
nach dem Beispiele der übrigen verhalte, wie es die gesandtschaftliche Würde
erfordert.

Bei der Aufstellung der Kontingente suchten die meisten Fürsten die Einwohnerzahl
ihrer Länder zu drücken, um günstiger davonzukommen. Daher wurde
schließlich Hassels Statistischer Grundriß zu Rate gezogen und nach den Angaben
dieses Werkes die Berechnung durchgeführt. Geroldseck, das ursprünglich 3526
Seelen in 578 Familien, darunter Seelbach die „Residenz" mit 450 Seelen in
75 Familien angegeben hatte, mußte 4550 Seelen anerkennen, aus welcher Zahl
dann die Stellung von 29 Mann für die Armee errechnet wurde. Man war aber
im Geroldseckischen keineswegs auf kriegerische Abenteuer erpicht, auch hätte der
Fürst dem Ländchen gern die unbeliebte und beunruhigende Aushebung erspart.
So suchte er sie durch eine „Aversalsumme", eine Geldleistung, zu umgehen, für die
dann Nassau die Stellung der Soldaten übernehmen würde. Dies gelang in den
ersten Jahren. Später aber, unter dem Druck der Verhältnisse, mußte auch
Geroldseck seinen Tribut an Menschen leisten.

Als der junge Gesandtschaftssekretär Schmid in Frankfurt eintraf, warfen bereits
die kommenden Ereignisse ihren drohenden Schatten voraus. „Es ziehen täglich
französische Truppen zur Armee hier durch. Unterwegs war meine Reisegesellschaft
auch meistens französische, badische und Darmstädter Offiziere, die ins Feld eilen.
Gestern haben die Feindseligkeiten begonnen. Man will sogar vom Main her
heftiges Kanonieren gehört haben. Indessen denkt aber hier noch niemand an die
Möglichkeit einer feindlichen Invasion", schrieb er am 10. Oktober an seinen Vater
in Seelbach. Eine der ersten Aufgaben, die er als Gesandtschaftsekretär zu erledigen
hatte, war die Abschrift der Note des preußischen Gesandten Knobelsdorf,
die, auf ausdrücklichen Wunsch von Serenissimus, noch am selben Abend (10. Okt.)
abzuliefern war, „und sollte es erst nach Mitternacht sein".

Die Siege Napoleons schienen den Verhältnissen, die sich herausgebildet hatten,
Dauer zu versprechen. Wenige Jahre später aber erfolgte bekanntlich der große
Umschwung, und wieder war die europäische Ordnung zur Sprache gestellt. Sie
wurde dann auf dem Wiener Kongreß im Sinne einer Wiederherstellung des
früheren Staatensystems neu geschaffen.

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