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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 124
(PDF, 61 MB)
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Eine davon soll auf folgende Begebenheit zurückzuführen sein: Zwischen den
Eigentümern des Mooswaldes, dem Kloster Gengenbach und der Gemeinde Nord-
rach, waren wieder einmal Grenzstreitigkeiten ausgebrochen. Die Grenze sollte
nun endgültig an Ort und Stelle festgelegt werden. Hierzu wurde auch der Abt
des Klosters Gengenbach eingeladen. Dieser füllte vor Aufbruch in den Mooswald
seine Stiefel mit Erde aus dem Klostergarten. Bei den Verhandlungen im Mooswald
über ein strittiges Waldstück mußte der Abt einen Eid schwören. Dieser
Aufforderung kam er auch sofort nach, indem er folgenden Eid ablegte: „Ich
schwöre, daß ich auf Grund und Boden des Klosters Gengenbach stehe." Im
Hinblick auf die in den Stiefeln befindliche Erde aus dem Klostergarten war es
wohl richtig, aber im Hinblick auf die wirklichen Besitzverhältnisse war es falsch.
Die Nordracher waren durch diesen Schwur die Geschädigten. Nach dem Tode
des Abtes soll er wegen des zweideutigen Schwures dazu verdammt sein, ruhelos
auf der Moos umzugehen. (Ist eine Wandersage, die häufig erzählt wird.)

Eine andere Darstellung will das Erscheinen des Moospfaffes auf folgendes
zurückführen: Im 18. Jahrhundert gab es mehrjährige Mißernten und häufige
Überschwemmungen, die die Bewohner des unteren Kinzigtales in große Not
versetzt hatten. Der Abt des Klosters Gengenbach, Benedikt Rischer, faßte daher
den hochherzigen Entschluß, neue Erwerbsquellen zu erschließen, um dadurch den
notleidenden Armen Verdienst und Hilfe zu bringen. Unter seinen Mönchen
befand sich auch ein Alchimist, der ein neues Verfahren zur Herstellung von Glas
in seltener Reinheit entdeckte. Um die Erfindung zu verwerten, ließ der Abt deshalb
im entlegensten Teil seines Gebietes, im hintersten Nordrachtal, große Fabrikanlagen
bauen, in denen zahlreiche Arbeiter durch Herstellung von Glas lohnenden
Verdienst fanden. Der Standort für die Fabrikanlagen wurde deshalb im hinteren
Nordrachtal gewählt, weil die großen Waldbestände der Moos billiges Brennmaterial
lieferten und für diese keine Transportkosten entstanden. Durch diese
Fabrikanlagen hat der hinterste Teil des Nordrachtales den Namen „Nordrach-
Fabrik" erhalten und heißt heute noch so (siehe Ortenau 1961, S. 111 ff.).

Dem menschenfreundlichen Abt, der es gut mit den Armen gemeint hatte,
wurde sein Tun später nur mit Undank belohnt. Durch unvorhergesehene widrige
Verhältnisse kam die Glasfabrik nach etwa zehnjährigem Bestehen in Produktionsund
Absatzschwierigkeiten, die dem Kloster Gengenbach namhafte Ausgaben
verursachten. Aus diesem Grunde mußte der Abt von den Mönchen und den
Reichsstädtern herbe Vorwürfe entgegennehmen. Er legte deshalb die Abtswürde
nieder und begab sich als Verbannter selbst zu den Arbeitern in der Nordracher
Fabrik, wo er auch seinen dauernden Wohnsitz nahm. Hier suchte er durch gute
Ratschläge und Anweisungen dem Unternehmen wieder aufzuhelfen. Aber alle
seine guten Ratschläge wurden durch entgegengesetzte Beschlüsse des Klosters
wieder vereitelt. Durch diese Widerwärtigkeiten erkrankte der edle Mann an
Leib und Seele und starb bald darauf. Er wurde von den Arbeitern, die ihn
sehr verehrten, zu Grabe getragen. Seit diesem Ableben soll der Abt in den
großen Waldungen des Moosgebietes umgehen.

Nach dem Tode des Begründers der Glasfabrik entschloß man sich, die Ratschläge

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