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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 152
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0164
vermochte. Denn die Treue Hanau-Lichtenbergs zu Kaiser und dem Hause Habsburg
war seit den Tagen König Rudolfs I. Herkommen gewesen! Das Streben,
diesen Zustand gegenseitigen Vertrauens zu erhalten, mag die Ursache zur
Berufung Ossas gewesen sein. Der neue Oberamtmann, ein alter Krieger und erfahrener
Politiker, bewohnte ein eigenes Haus im nahegelegenen hanauischen Neuweiler
, wo das katholische St. Adelphistift noch bestand. Über Ossas Gesinnung
gibt ein Schriftstück 1617 Aufschluß, worin er dem Erzherzog das Bedauern ausspricht
, daß er seine Entlassung oder den erbetenen Urlaub auf vielfältiges Bitten
bei seinem Herrn, dem Grafen Johann Reinhard von Hanau, nicht habe erlangen
mögen, obwohl er nichts lieber wünsche, „als in dieser occasion seine große affec-
tion, welche er zu des Hochlöbl. Hauß Österreich Diensten trage, im Werk zu
zeigen" (A. A. 917)3).

Infolge langwierigen Familienzwistes sowie der gewaltsamen Wegnahme der
Bitscher Lehen durch Lothringen waren die Hanauer Landesfinanzen stark zurückgegangen
. Johann Reinhards Vater, Graf Philipp V. (1590/99), arbeitete an ihrer
Gesundung, indem er der Grafschaft während sechs Jahren „zur Abtragung auf
I. Gn. Landschaft stehenden alten Beschwerden" eine außerordentliche Herren- und
Schuldensteuer — dem Amt Lichtenau 1100 fl. fürs Jahr, letzter Termin Weihnachten
1599 — ausschrieb, auf deren Erhebung der unreife Nachfolger Verzicht
leisten wollte. Nur strengste Sparsamkeit und ernster Ordnungssinn, Eigenschaften,
die Johann Reinhard nicht kannte, hätten wieder regelrechte Zustände in der
Finanzverwaltung herbeizuführen vermocht. Trotz dieser Belastung gestaltete der
unbesonnene Graf sein Leben nach der Art, wie es damals an fürstlichen Höfen
üblich war. Da es zu Brauch und Sitte gehörte, von möglichst vielen dienstleistenden
Personen umgeben zu sein, führte Johann Reinhard einen verschwenderischen
Hofhalt, der gewaltige Summen verschlang. Dadurch häufte er zur Masse der
überkommenen alten Schulden ebenso viele neue. Da der Graf jedem mit Wohlwollen
entgegentrat, schämten sich gewisse Leute seiner Umgebung nicht, unter
Mißbrauch seiner freimütigen Natur, sich bei Trinkgelagen oder auf der Jagd
herrschaftliche Vermögensteile und Gefälle oder Freiheiten zu erschleichen. Um so
höher ist der alte Amts- und Kirchenschaffner Quirin Becker zu Willstätt, der
Großvater unseres Satirikers Hans Michael Moscherosch, als uneigennütziger und
charakterfester Mann zu werten. Als Graf Johann Reinhard einst den Flecken
besuchte, wobei die Beamten und Diener sich nach Brauch von ihm eine Verehrung
ausbaten, und dieser den Schaffner aufgefordert habe, solches auch einmal zu tun,
bis jetzt habe er noch keine Verehrung von ihm bekommen, antwortete Quirin
Becker: daß er von Ihrer Gnaden nichts zu begehren habe, als daß sie ihm mit
gleichen Gnaden jederzeit zugetan verbleiben wollten, und was er Ihrer Gnaden
an Diensten geleistet habe, dies aus Schuldigkeit vermöge abgelegter Pflicht und
empfangener Besoldung geschehen sei, er auch Gott allemal bitte, ihn vor der-
gleichem unhöflichem Heischen behüten zu wollen4)! Treffend mahnt ein Kanzleibefehl
1607:

3) Als kaiserlicher Obrist und Generalkommissar, 1637 Generalfeldmarschalleutnant, hat Wolf Rudolf vor
Ossa im Kriege großen Einfluß am Oberrhein gewonnen. 4) ZGO. N. F. 35, S. 197.

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