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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 208
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Astrologie und Medizin waren eben nach der Wissenschaft jener Zeit — nicht
etwa nur nach dem Volksglauben — auf das engste miteinander verbunden; noch
Paracelsus stellte seine Diagnosen unter Beachtung von horoskopischen Feststellungen
, und seine Therapie war mindestens der Form nach weitgehend astrologisch
beeinflußt. So kann man, wie dies Sudhoff in einer Arbeit über Pestschriften getan
hat, mit ziemlicher Sicherheit für das Erscheinen der Widmannschen Arbeit über die
Entstehung der Pest ab aere corrupto das Jahr 1472 annehmen. Ihre Entstehung
fiele demnach in die Ulmer Zeit des jungen Arztes und Gelehrten.

Freilich, wer heute die damaligen medizinischen Schriften liest, wird vielleicht
nur noch bewundern, in welcher Art die medizinische Wissenschaft jener Tage
bewies, was sie mit den lateinischen und arabischen Autoritäten und mit der
pseudologischen der Astrologie und Alchemie zu beweisen hatte.

Die Schrift mag einiges Aufsehen erregt, den jungen Arzt bekannt gemacht und
die zweifellos bei Widmann vorhandene Neigung nach weiterer wissenschaftlicher
Tätigkeit bestärkt haben. Vielleicht hat er auch in Ulm nicht gefunden, was er
suchte: kurz, er geht nach der Universität Ingolstadt, wo er sich erneut immatrikulieren
läßt.

In der Matrikel der Hochschule von Ingolstadt wird Widman de Sindelfingen —
bei Möchingen — unter dem 21. März 1474 als Medicinae et Chirurgiae doctor
genannt. Offenbar hat er schon in dieser Zeit einen guten wissenschaftlichen
Namen; seine Pestschrift mag dazu wesentlich beigetragen haben. Denn er wird
in Ingolstadt zu den hervorragenden Persönlichkeiten unter den an der Universität
Eingeschriebenen gezählt.

Sehr lange blieb Widmann indessen nicht in Ingolstadt, wahrscheinlich nur von
1474 bis 1475. Denn die nächste urkundliche Nachricht über den Dr. Johannes
Widmann stammt aus dem Jahre 1476. Das Basler Archiv besitzt ein „Memoriale
Johans Wydmann Doctoris in utraque medicina", in welchem Widmann sich mit
einem leider undatierten Schreiben an den Rat von Basel wendet und um die Stelle
eines Stadtarztes und Honorarprofessors an der Universität bittet. Der Brief aber
kam aus Baden-Baden.

Widmann ist also um 1475 von Ingolstadt in die Residenz des badischen Markgrafen
Christoph I. übergesiedelt. So erhebt sich zunächst die Frage: aus welchen
Gründen ist der verhältnismäßig junge Arzt und Gelehrte, denn als solchen darf
man ihn schon bezeichnen, als etwa Fünfunddreißigjähriger von dem immerhin
entfernten Irgolstadt und seiner Hochschule, zu der es ihn von Ulm aus gezogen
hatte, just in die an sich kleine Stadt Baden übergesiedelt? Man kann zwei Ursachen
vermuten, und vielleicht sind sogar beide gegeben gewesen, wenn auch nicht
unbedingt gleichzeitig. Dann war der Dr. Johannes Widmann Ende 1475 oder
Anfang 1476 — das erste Jahr ist wahrscheinlicher — von dem Markgrafen
Christoph von Baden in die damals mehr und mehr als Kurort berühmt werdende
Residenz gerufen worden, oder er ist zugewandert, um sich in dem Markgrafenbaden
oder Niederbaden — so vielfach zur Unterscheidung von Baden in der
Schweiz bezeichnet — als Arzt niederzulassen.

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