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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 242
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größter Gefahr befindet, schuldig zu sein, nach Kräften die Sache der Union zu
unterstützen." Anerkennend stellte man am 8. September 1863 fest, Friedrich
Hecker habe, kaum von seiner in der Schlacht von Chancelorsville erhaltenen
Wunde geheilt, wieder den Befehl seines Regiments übernommen und noch den
letzten Tag der Schlacht von Gettysburg mitgekämpft.

Erst im hohen Alter kam er noch einmal vorübergehend nach Deutschland. Mit
Bismarcks Lösung der deutschen Frage konnte er sich nicht abfinden; sie entsprach
nie und nimmer den Erwartungen und Forderungen des alten Achtundvierzigers:

„Es mag ein politischer Fortschritt, verglichen mit der düsteren Reaktion der
fünfziger Jahre, vorliegen, aber einen steten freiheitlichen Auf- und Weiterbau auf
dem 1848 errungenen Felde sehe ich nicht."

In seinem ersten Vaterlande zum Fremdling geworden, kehrte er in die Vereinigten
Staaten zurück. Dort starb er hochbetagt 1881 in St. Louis.

Gustav von Struve (um 1805—1871)

Man kann Friedrich Hecker nicht nennen, ohne daß sich dabei der Namen des
Feuerkopfs und Sonderlings Struve einstellt. Gustav von Struve, aus badischem
Adel stammend, der in Kaiserlich Russische Dienste übergewechselt hatte, vergaß
nie seine Herkunft. Auch als wütender Jakobiner erwartete er strengste Wahrung
der Etikette. Während Franz Sigel bei Freiburg in bedrängter Abwehr gegen reguläre
Truppen stand, erhielt er von Struve die welterschütternde Nachricht: „Ich
und meine Gemahlin sind in St. Ulrich abgestiegen."

So blieb Struve, der sich als konsequenter Lebensreformer nur von Wasser und
Gemüse ernährte und sich allen Alkohols enthielt, immer eine komische Figur unter
den trinkfesten Rheinländern und Pfälzern, unter den derb zugreifenden Alemannen
. 1848 wurde er ins Bruchsaler Zuchthaus gesteckt, woraus man ihn 1849
befreite. Im Wirbel des Preußeneinmarsches konnte er nach der Schweiz entkommen
. Doch schon am 17. September 1849 hatte er sich in Genf so unbeliebt
gemacht, daß man ihm den Paß abforderte. Er sollte nach Bern abgeschoben
werden. Da erklärte er nach berühmterem Vorbild, „er werde nur der Gewalt
weichen". Weiteren Scherereien entging er durch die Flucht nach Nordamerika.

Als der Sezessionskrieg begann, meldete er sich als Freiwilliger. Da bestimmte
man einen deutschen Fürstensohn zum Obersten seines Regiments. Seltsamerweise
war für den einstigen Aristokraten Struve ein deutscher Fürstensohn, auch wenn er
Republikaner war, als Vorgesetzter untragbar. Aus Protest gegen die Ernennung
des Prinzen Felix Salm-Salm quittierte Struve den Dienst in der Armee der Nordstaaten
. Zu gleicher Zeit waren in Deutschland die Amnestiegesetze erlassen
worden. Gustav von Struve kehrte nach Europa zurück. Im Herbst 1871 endete in
Wien sein unruhevolles, gehetztes Leben.

Der biedere Schwabe Theodor Mögling, auch ein begeisterter Achtundvierziger,
fällte über Struve in einem Brief an Georg Herwegh wohl das treffendste Urteil:
„Ich bin froh, daß die badische Regierung (1848) den Struve gefangen hat, das ist
ein wahres Glück für uns, denn Struve hätte uns noch mehr Schaden angerichtet.
Auf diese Art nützt er uns als Märtyrer."

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