Freiburger historische Bestände - digital

zustand, der in jeder Hinsicht die Tätigkeit des Generallandesarchivs behinderte.
Die Öffentlichkeit vermißte vor allem den Ausstellungssaal, der vor dem Kriege
sehr lebhaft besucht wurde und ein Brennpunkt des Karlsruher Bildungswesens
gewesen ist. Nun besteht begründete Aussicht, daß gegen Ende des laufenden
Jahres die Landesbibliothek ihre eigenen neuen Räume in dem wiederaufgebauten
Sammlungsgebäude inmitten von Karlsruhe beziehen kann. Auch das nordbadische
Oberschulamt rechnet damit, daß ihm ein eigenes Gebäude Anfang 1965 zur
Verfügung stehen wird.

Über die Tätigkeit des Generallandesarchivs und seiner Nebenstelle in Freiburg
muß es hier genügen, darauf hinzuweisen, daß es auch 1963 gelang, die so wertvolle
und besonders „volkstümliche" Plan- und Bildersammlung beträchtlich
zu vermehren. Der Chronist hatte neulich Gelegenheit, sehr reizvolle, alte
Karten vom noch nicht begradigten Oberrhein zu betrachten, um einmal mehr
feststellen zu können, wie erwünscht ein neuer Ausstellungsraum des Generallandesarchivs
ist, damit man gerade auch solche ungemein aufschlußreichen Blätter
der breiteren Öffentlichkeit zeigen kann.

Die Siegelabdruck-Sammlung, die vor allem auch die stetig wachsende
Zahl der Freunde der Heraldik interessiert, umfaßt Abdrücke aller 1958
in Baden geführten Gemeindesiegel. Ein einzigartiges Material dieser Abteilung
stellt die Sammlung der badischen Gemeindesiegel aus der Zeit vor 1860, um 1888
und von 1958 dar. Bei der Sammlung der Wappenzeichnungen von Gemeinden
und Landkreisen leistet das Generallandesarchiv unentbehrliche Mithilfe.
Das Recht zur Führung von Wappen erhielten neuerdings die Landkreise Offenburg
und Stockach zuerkannt.

Die verschiedenen Abteilungen des Generallandesarchivs werden in wachsendem
Ausmaß durch Anfragen über familiengeschichtliche und Militärdienst
-Angelegenheiten sowie bei anderen ähnlichen Fragen in Anspruch
genommen. Bemerkenswert ist im besonderen, daß bei Wünschen, die aus den
USA an das Generallandesarchiv herangetragen werden, ein zunehmendes Interesse
an der Erforschung der Herkunft von aus Deutschland ausgewanderten Vorfahren
sich geltend macht. Eine Kartei badischer Auswanderer ist über ihre
Anfänge hinaus gediehen und erlaubt schon heute, Fälle zu bearbeiten, die zunächst
als aussichtslos anmuteten. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß die
verschiedenen anderen Sonder-Karteien auf sehr zahlreiche Einträge
angewachsen sind. So enthält die Kartei „Badische Offiziere 1800—1870"
etwa 5000, die der „Revolutionsteilnehmer 1848/49" etwa 8000 Einträge
(mit Aktennachweis), die der „Badener in aller Welt" 3000 Karten und
andere mehr. Eine statistische Übersicht von der Benützung der Archivbestände
weist durchweg wachsende Zahlen aus. So besteht aller Grund, dem Wunsch Ausdruck
zu geben, es möchte wirklich im Jahr 1965 soweit sein, daß das Generallandesarchiv
, dem viele Wissenschaftler, aber noch mehr liebhaberisch, archivalisch
und heimatgeschichtlich Interessierte begeisterten Dank zollen — der Chronist
gehört zu diesen —, sich wieder ungehemmt regen und seinen Aufgaben widmen
kann.

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