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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 50
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0062
Der Krieg wurde zunächst im engeren Rahmen als ein Familienstreit im Hause
Geroldseck geführt. Die Feindseligkeiten scheinen gegen Ende 1428 eröffnet
worden zu sein. Die Art der Kriegsführung war das aus jenen Jahrhunderten
sattsam bekannte „Schädigen" des Gegners. Man überfiel die ungeschützten Ortschaften
und Gehöfte im Gebiet des andern, vertrieb die Bewohner, raubte Vieh und
Vorräte, steckte schließlich die Gebäude in Brand und schaffte die Beute an einen
sicheren Ort. Kleinere Kämpfe, zu denen es dabei kommen konnte, spielten sich
meist um Friedhof und Kirche ab, da ihre Mauern am ehesten Deckung bieten
konnten. Dieses Schädigen des Gegners war die einfachste Art, zu Erfolgen zu
kommen. Da aber beide Parteien das gleiche Verfahren anwandten, waren die
Folgen für das betroffene Gebiet verheerend. Die Bauern und Leibeigenen flohen
aus der gefährlichen Gegend und suchten in den benachbarten Herrschaften Schutz
und Sicherheit. Unmittelbare Berichte über diese Vorgänge besitzen wir nicht, sie
lassen sich aber aus späteren Zeugnissen nachweisen. Vom Jahre 1468 stammt eine
Urkunde, in der es um leibeigene Bauern aus dem Dorf Altenheim und dessen
Umgebung geht. Den meisten zum Verhör erschienenen Zeugen sind die Ereignisse
des Geroldsecker Kriegs, die sie als halbwegs Erwachsene, manche auch als Kinder
erlebten, noch in Erinnerung und kommen in ihren Angaben zum Ausdruck, so
beispielsweise bei Michel Kopf: „er sei vor ziten in den kriegen, so zwischen
Lahr und Geroltzegg gewesen, von sinem Vater Kopf Conrad in die Herrschaft
Ortenberg geführt worden mit ettlichen Ackerpferden schirmwis . ..", Hyrnen
Jeggel: „er habe sich im Krieg Lahr gegen Geroldseck schutzwis Ortenberg ergeben
", Mangolt Heinz: sie hätten sich mit Ortenberg verbunden, ihr Geschlecht
als auch „vil ander Lüt in Kriegszwisten und anligenden Nöten", Sigfrid Schutter-
meyer, Hussen Hans und andere: sie seien im Geroldsegger Krieg mit Lahr von
Geroldseck beraubt worden „um willen, daß sie der Herrschaft Lahr eigene
lüte wären".

In solchen und ähnlichen Aussagen findet sich der Niederschlag der Ereignisse
um 1430. Der gemeine Mann auf dem Lande hatte also die Hauptlast der Überfälle
zu tragen, ihn traf das gegenseitige „Schädigen" am härtesten.

Als feste Plätze, nach denen man Raub und Beute brachte, dienten die Burgen
des Landes. Bei den Hohengeroldseckern war dies vor allem die Stammburg auf
dem Schönberg, dann das Schloß zu Schuttern vorne in der Ebene, ferner auch
Schwanau bei Ottenheim, das, mehrmals zerstört, immer wieder zusammengeflickt
wurde, und schließlich im oberen Kinzigtal die Burg Schenkenzell. Der mörs-
saarwerdische Besitz lag enger beisammen und konzentrierte sich um die Städte
Lahr und Mahlberg mit ihren Burgen. Die Gegner saßen sich somit hart auf dem
Leibe, und an einigen Stellen schoben sich die Gebiete geradezu ineinander. Dies
zwang beide zu einem dauernden Wachen, Lauern, Beobachten und Kundschaften.

Im Jahre 1430 konnte nun die mörs-saarwerdische Partei einen entscheidenden
Vorteil gewinnen. Es gelang ihr, Hohengeroldseck einzunehmen. Nachdem die
Belagerer den Vorhof und die untere Terrasse eingenommen hatten, brachten sie,
der Chronik zufolge, die Burg auf eine mysteriöse Weise zu Fall, indem sie mit
Steinbrocken belegte Gerüste gegen die Felsen lehnten, diese dann umrissen und

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