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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 72
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kam!" War das auch kein schlüssiger Beweis, so war doch eine Spur gewiesen.
Der „Clericus Becilinus" in Sulzburg war ein Sohn des Breisgaugrafen Berthold
und übertrug 1008 mit Zustimmung seines Bruders Gebhard (Gebezo) sein Erbteil
in einigen Orten dem Kloster Sulzburg. Die zweite Spur wies wiederum nach
Sulzburg. In seinem Aufsatz „Die Klosterkirche St. Cyriacus in Sulzburg" im
80. Jahresheft der Zeitschrift „Schau-ins-Land" schrieb Arnold Tschira zur Aufdeckung
der Westapsis in Sulzburg: „Eine Westapsis kommt am Oberrhein nur
noch an einem Beispiel, der 1035 geweihten Peterskirche in Lahr-Burgheim und
hier offenbar in Verbindung mit Adelsgräbern, vielleicht sogar auch unter dem
Einfluß der Berchtoldinger zustande."

Fügt man noch hinzu, daß die Westapsis der Kirche in Sulzburg ihre Bedeutung
durch das Grab ihres Erbauers erhielt, so wird die Zuordnung zu Burgheim
noch offensichtlicher. Ein Blick auf den Burgheimer Plan zeigt in der Mauer
der Westapsis eine Aussparung für ein Grab. F. X. Steinhart hat bei seinen
Forschungen im Jahr 1917 den oberen Teil dieser Aussparung entdeckt und als
mögliches „sacrarium" gedeutet, als einen Raum also, der zur Unterbringung der
Reste von geweihtem Wasser u. a. bestimmt gewesen war. Lothar Leonards hat
in seiner Dissertation über „Frühe Dorfkirchen im alemannischen Oberrheingebiet
rechts des Rheines" (Karlsruhe, 1958) gemeint, die rechteckige Aussparung könnte
außer für ein „sacrarium" auch „durch die Rücksicht der Bauleute auf ein Grab
oder einen Sarg entstanden sein, denn auch unmittelbar südlich waren Schädel und
Knochenreste eingemauert". Er betont noch, daß sich ein Altar nicht in der Westapsis
befunden habe. Hierzu muß ich bemerken, daß der Boden der Aussparung
mit Mörtel sauber verstrichen war und als Auflage für einen Teil eines Leichnams
gedient hatte. Bei der Aufdeckung fehlte zwar der Schädel, doch Halswirbel und
Schlüsselbeinknochen lagen ungestört auf der ebenen Unterlage. Man hatte den
Toten also erst nach der Fertigung dieser Nische dort beigesetzt. Nichts hindert
uns, hier das Grab des Vogtes Hermann zu sehen26), wenn man nicht
den monolithischen Sarkophag als den seinigen anerkennen will27).

Hermann, ein Angehöriger des Hauses der Berchtoldinger! Herr von Burgheim.
Bezelin von Villingen, Angehöriger des gleichen Hauses, war bis zu seinem Tod
1024 Graf der Ortenau. Als sein Nachfolger wird 1025 sein Sohn Berthold
genannt. Vermutlich war dieser — so die landläufige Darstellung — auch Inhaber
der Vogtei über die bambergischen Güter: die Klöster Gengenbach und Schuttern
und den Hof Nußbach. Heinrich IL hatte das von ihm gegründete Bistum Bamberg
u. a. mit diesen ortenauischen Besitzungen ausgestattet. Neben dem Vogt des Hoch-

26) In seinem Bericht — siehe Anmerkung 22 — hat A. Tschira gemeint: „In der Westapsis lag weder
ein Altar noch ein hervorragendes Einzelgrab . . Einige Jahre spater schrieb er in dem erwähnten Jahresheft
des „Schau-ins-Land", daß man die Gräber unmittelbar westlich der Abschlußwand der ersten Kirche
„von den Gräbern des 8. Jahrhunderts im Innern des älteren Langhauses doch trennen und als .Adelsgräber'
des 11. Jahrhunderts ansehen" müsse. Wer diese Gräber (7, 18, 26, 21) gesehen hat, wird das nur ungern tun.

27) Heiner Heimbcrger, Adelsheim, der 1956 in der „Bad. Heimat" über „Frühmittelalterliche Trapezsärge
aus dem Odenwald" schrieb, teilte mir im gleichen Jahr mit, daß der Burgheimer Sarkophag, „wie seine
senkrecht stehenden Seitenwände bekunden", aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammen müsse. Man versenkte
ihn aber — siehe oben! — mit Schutt gefüllt im 13. Jahrhundert, nach 1230.

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