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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 113
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0125
Der Akkord ist am 6. August 1824 geschlossen worden. Noch vor Wintereinbruch
sollte danach das Haus unter Dach gebracht werden. Bis zum Juni 1825
sollte an Pfarrer Sälinger bereits der Schlüssel übergeben werden. Alles gelang
planmäßig, doch „mit den Maurersbuben" gab es einige Verdrießlichkeiten. Auch
wollte das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, als über Allerheiligen
1824 eine so große Überschwemmung die Kinziggegend heimsuchte, daß das vom
Zimmermann bereits zugeschnittene Bauholz vom Holzanger in Offenburg mit
fortgerissen wurde. Einzelne Balken mußte man bis Willstätt suchen. Schließlich
konnte man das gesamte Bauholz wieder zusammenbringen. Im wesentlichen ist
das Pfarrhaus bis heute unverändert geblieben, lediglich wurden im ersten Stock
zwei Zimmer zu einem Jugendraum hergerichtet. Die Fenstersimse im zweiten
Stock tragen heute noch die Ziffern „1824".

Die Ökonomiegebäude, die im jetzigen Gemüsegarten standen, waren ebenfalls
baufällig. Sälinger hätte gerne auch diese durch neue ersetzt. Doch konnte er dies
nicht durchsetzen. Nur die notwendigsten Reparaturen nahm man daran vor.

Wir eilen der Zeit jetzt voraus, wenn wir erwähnen, daß die Wirtschaftsgebäude
das Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr erlebten. Pfarrer Dr. Rolfus ließ sie
1893 versteigern und abbrechen. Sie standen ohnehin schon lange leer.

Schließlich ist auch in ökonomischer Hinsicht die Einfriedung des Pfarrgartens
mit den großen, schönen Sandsteinen das Werk Sälingers vom Jahre 1840. Die
alten hatten die Franzosen in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts zerstört.

Eine nicht unbedeutende Sorgenlast bildete für Sälinger der Zustand der tief
gesunkenen Schule. Damals war der jeweilige Pfarrer für den Unterricht noch mitverantwortlich
. Durch täglichen Schulbesuch und mit viel Mühe versuchte er das
denkbar niedere Niveau zu heben und sich dadurch das Vertrauen der alten und
jungen Leute zu erwerben. Noch im Jahre 1837 galt der Schule seine Hauptsorge
. Er schrieb damals in einem Visitationsbericht: „Übrigens sowohl auf
den öffentlichen Gottesdienst wie als auf den religiös-sittlichen Zustand der
Pfarrgemeinde äußerte sich das Wirken des dahiesigen Schullehrers zum nachtheiligsten
, schon durch 18 Jahre hindurch. Er ist ein Mann, der wenig Talent
besitzt, der nicht geistig gebildet, auch für das Geistige keinen Muth noch
Freude hat, der gern ein Gläschen über den Durst trinkt und überhaupt der
Sinnlichkeit fröhnt. Daher leidet der Gottesdienst an einem erbaulichen Volksgesang
, er kennt und weiß ihn nicht zu geben, noch zu unterhalten, viel
weniger vorwärtszutreiben. Daher kann der Pfarrer mit aller Sorgfalt dennoch
nicht verhüten, daß nicht die Jugend gegen das Religiöse sowohl als außer-
selbem gleichgültig und nachlässig wird. Die Kinder werden schon bey der Buchstaben
- und Silbenkenntniß verkrüpelt, so daß kaum eines zum verständigen
Lesen gelangt. Die übrigen Lehrgegenstände weißt er als selbst verkrüpelt nicht
auf das Religiöse praktisch anzuwenden und selbst voranzugehen. Daher kann
der Pfarrer es bei aller Mühe und fleißigem Schulbesuch in sittlich und religiöser
Hinsicht doch nicht dahin bringen, wohin es kommen würde, wenn der Schulmann
für Kirche und Schule das wäre, was er seyn sollte. Es bleibt daher zu wünschen
übrig, er möchte bald durch einen besseren Lehrer ersetzt werden."

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