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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 128
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0140
Friedrich List hielt sich um den 15. Mai 1819 erstmals in Karlsruhe auf, wo er
Besprechungen mit den badischen Abgeordneten von Liebenstein und von Lotzbeck
führte und an der Kammerrede Liebensteins mitwirkte, der für innerdeutsche
Handelsfreiheit eintrat. Im gleichen Jahr besuchte er im Juli erneut die Stadt, da
der Deutsche Handels- und Gewerbeverein, der im April in Frankfurt am Main
gegründet worden und dessen Konsulent er war, auf einer Versammlung in
Nürnberg beschlossen hatte, an alle deutschen Höfe Abordnungen zu schicken.
Am 11. Juli wurde von der Deputation des „Vereins" dem Großherzog und den
Ständen eine Dankadresse überreicht. In seinen Tagebüchern (Ende Januar bis
Ende Februar 1825) schreibt List einmal über Karlsruhe:

„Hier lebte ich vergnügte Stunden einst in den Zirkeln im ,Kreuz', im
,Bären' und im ,Badischen Hof. Damals lebten noch die Nebeniusse und Bekke
mit den Deputierten auf vertrautem Fuße. Hier sah ich zum erstenmal Liebenstein
, Rotteck, Duttlinger, F e c h t, Hitzig, Itzstein.

Von Kehl schrieb ich einst in Briefen an Duttlinger über die Organisation
der Notariate, Landräte und die Organisation der Justiz, der Gemeinde, Städte
und Provinzen. Die badischen Deputierten haben sich gut gehalten, Charakter
gezeigt, und wenn sie nicht wiedergewählt werden, kommt die Schuld ihrer
Unwirksamkeit auf das Volk."

List hat sich also während seines Aufenthaltes hier lebhaft auch in die badische
Politik gemischt, und wir finden in den Tagebuchnotizen nicht nur den Hinweis
auf den Ort Kehl, der ja nach zwei Jahren wohl ungetarnt genannt werden
konnte, sondern auch auf die persönliche Bekanntschaft mit Gottlieb Bernhard
Fecht (1771—1851), Pfarrer in Kork und Mitglied der Generalsynode, der
mit den obenerwähnten Abgeordneten v. Liebenstein, Duttlinger u. a. zur freisinnigen
Oppositionspartei gehörte und dessen Persönlichkeit Wilhelm Gräßlin im
Band 1962 dieser Zeitschrift uns anschaulich in Erinnerung brachte. Aufgrund der
persönlichen Bekanntschaft und der politischen Zusammenarbeit liegt es nahe,
daß List Fecht in Kork aufsucht; wir finden die Bestätigung ihrer engen Fühlungnahme
in jener Zeit in einem Brief von Fecht an List, datiert vom 3. Dezember
1822 in Karlsruhe, der im Band VIII der Gesamtausgabe enthalten ist und der
sich im Original in der Bayrischen Staatsbibliothek befindet. Dieser Brief könnte
für die Klärung unserer Frage von wesentlicher Bedeutung sein; Fecht schreibt
darin:

„Auf Weihnachten komme ich auf einige Tage nach Hause und hoffe, Sie
dann zu sehen und Ihnen manches zu sagen, wozu ich jetzt nicht die Zeit
finde."

Wenngleich Fecht lediglich bemerkt, er hoffe, List „dann zu sehen", so könnte
diese Stelle möglicherweise zu einem Mißverständnis über den Aufenthalt Lists
geführt haben. List wird in dem Brief freundschaftlich gewarnt, sich zurückzuhalten
:

„In diesem Augenblick nun Ihre Rückkehr bewirken zu wollen, würde sie
erschweren heißen, und zwar vielleicht auf lange. Warten Sie aber eine Zeit und

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