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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 175
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In guten Ertragsjahren, und wenn sie längere Zeit von neuen Belastungen verschont
geblieben waren, konnten die Äbte auch am Kapital abzahlen"9).

Es waren die höchstverzinslichen Kapitalien, die zuerst zurückgegeben wurden.
In guten Erntejahren konnte die Abtei mit stattlichen Überschüssen rechnen, die
sofort zur Schuldentilgung verwendet wurden, um möglichst den Zugriff der
Gläubiger auf die Gesamteinkünfte der verpfändeten Güter zu verhindern, denn
das hätte weitere Verluste mit sich gebracht, wie schmerzliche Erfahrungen zeigten.
Wenn solche Möglichkeiten drohten, wenn also das Kloster zu den Zinszahlungen
außerstande war, versuchte es mit den Gläubigern Zahlungsvergleiche abzuschließen
und dabei die Zahlungen auf längere Zeiträume zu verteilen in der stillschweigenden
Hoffnung, daß sich mittlerweile eine Lösung finden werde.

Wenn nun schon die Abteiherrschaft so große Schwierigkeiten hatte bei dringend
nötiger Geldbeschaffung, so kann man sich leicht vorstellen, daß der einzelne
Untertan es noch viel schwieriger hatte, in Notzeiten Geld geliehen zu bekommen,
da der einzelne dem Kapitalmarkt meist keine marktgängige Sicherheit bieten
konnte. Wenn auch der Jude nicht in Frage kam, versuchte man es eben beim
Kloster. Deswegen mußte die Abtei zu Zeiten gern oder ungern auch als Geldverleiher
in Erscheinung treten.

Eine gewisse Zwangsläufigkeit wird man von vornherein der Geldleihe an die
Inhaber der Landvogtei Ortenau, die zugleich die Kastvögte der Abtei waren,
zuerkennen müssen, z. B. 4000 Gulden an Erzherzog Ferdinand von Vorderösterreich
und Tirol im Jahr 155070). Sie waren 1637 noch nicht zurückgezahlt,
auch die Zinsen ließ man auflaufen71). Dazu kam eine weitere Zwangsanleihe der
österreichischen Herrschaft von 3000 Gulden im Jahr 157072).

Des Erzherzogs Landvogt in der Ortenau, Andreas von Könritz zu Kirchhofen,
lieh sich 2 Jahre später ebenfalls 600 Gulden. Er freilich mußte als Sicherheit seine
Güter zu Kirchhofen, Ehrenstetten, Ober- und Unterambringen (alle bei Staufen)
dafür verpfänden73).

Manchmal mußte die Abteiherrschaft zusammen mit andern sogar dem Kaiser
Bürgschaft leisten für erhebliche Beträge, z. B. 1570 gegen die Städte Hagenau,
Kolmar und Schlettstadt über 10 000 Gulden, erhielt aber dafür einen Schadlosbrief74
). Glücklicherweise wurde ein Rückgriff auf die Bürgen nicht nötig, so daß
die Abtei mit dem Schrecken davonkam.

«9) GK Kop 627 (61. 52 b. U. vom 31. Aug. 1405, GK 30/55 Gb Stift.

70) Im Zusammenhang mit der damaligen Ablösung der Pfandsumme für die Rcichslandvogtei Ortenau
durch den Erzherzog.

'1) U. vom 11. Nov. 1550, GK 30/95 Gb Stift; Zahlungsvergleich vom 24. Mai 1637, ebenda. In sehr
geldbediirftiger Zeit, 1725, kam die Abtei durch Schuldnertausch zu ihrem Geld, indem die Markgräfin
Franziska Sibylla Augusta von Baden-Baden an die Stelle des Erzherzogs trat und an die Abtei die
Schuldsumme auszahlte. „1725. In diesem Jahr erlangten wir als außerordentliches Mittel, um soviele
Schulden zu bezahlen, mit denen das Kloster ex ineuria administratorum beschwert worden war, die
Bezahlung des Ferdinandischen Kapitals per assignationem imperatoris ad domum Badensem et initam
cum serenissima Mardiionissa transactionem." H. 229, 1725, 691.

72) Was wir aus dem Zahlungsvergleich vom 12. Juli 1660 erfahren, ebenda 30/96. Für sein Entgegenkommen
in solchen und anderen Dingen erhielt, eine Einmaligkeit, Abt Gisbert den Titel Erzherzoglich
österreichischer Rat, 16. Nov. 1581, H 228, 159 a, 167.

73) U. vom 21. Mai 1552, ebenda 30/94. 74) U. vom 16. Okt. 1570, ebenda.

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